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Das „Themen-Tier“ – dein innerer Helfer

FP 0220 komplett App Page20 Image1Tiere tun Körper, Geiste und Seele gut. Sie fördern z. B. das Empathievermö- gen und die sozialen Kompetenzen, stärken das Immunsystem, senken den Blutdruck. Ein Hund oder ein Pferd bringt uns sogar regelmäßig an die frische Luft, in die Bewegung und in Kontakt mit anderen Menschen. Tiere konfrontieren uns mit unseren tiefsten Gefühlen: mit Freude und Liebe, aber auch mit Wut und Trauer.

Es gibt tiergestützte Therapien, Einsatz von Tieren in Krankenhäusern und Altersheimen, Schulhunde, Assistenzhunde und natürlich unzählige Tiervideos im Netz. Wer hat nicht schon einmal herzlich über ein Katzenvideo gelacht und sich danach gleich besser gefühlt?

Manchmal braucht es aber gar kein „echtes“ Tier, um diese wunderbaren positiven Effekte zu erzielen. Auch in unserem Inneren wartet eine reiche Tierwelt auf uns.

Vor 17 Jahren kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit lösungsorientierter, selbstorganisierender Hypnose. Die Arbeit mit inneren Bildern und Ressourcen war genau das, was ich brauchte, um meine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Meine damalige Therapeutin fand, dass in meinen inneren Bildern ungewöhnlich viele Tiere vorkamen. Für mich war das nicht erstaunlich, da ich mich schon als Kind sehr zu Tieren hingezogen fühlte.

Mein erstes „inneres“ Tier – in der Hypnose – war die weise Gestalt, ein riesiger brauner Bär, der in einer Höhle lebte. Seither begleitete er mich. Zunächst immer als Bär, der sich aber im Lauf der Jahre immer wieder in einen Menschen mit einem Bärenfell auf dem Rücken verwandelte, um dann wieder als Bär aufzutauchen. Sogar in meine Träume kommt er als Beschützer oder Wegweiser.

Da mir die Hypnosetherapie so sehr geholfen hatte, begann ich eine Ausbildung in lösungsorientierter Hypnose und absolvierte anschließend die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. Schon während der Ausbildung tauchten die nächsten Tiere auf.

Eine dieser „Tiergeschichten“ erzähle ich auch gerne meinen Klienten (immer m/w). Als Kind, ich schätze mich so zwischen 6 und 8 Jahre, war ich mit meiner Mutter im Auto unterwegs. Plötzlich sahen wir einen Kampfjet im Tiefflug, der dann im Wald ca. 1 km von uns abstürzte. Ich selbst konnte das gar nicht einschätzen, merkte aber die panische Reaktion meiner Mutter, die mir dann erklärte, dass das Flugzeug abgestürzt und der Pilot möglicherweise tot sei.

Dieses Erlebnis hat mich anscheinend sehr traumatisiert, denn seither träumte ich immer wieder, dass ein Flugzeug auf unser Haus stürzt, und wenn ich ein Flugzeug hörte, merkte ich, wie mein Puls schneller wurde und ich genau hinhörte, wo das Flugzeug sich befand und ob irgendeine Gefahr bestand, dass es abstürzte. Interessanterweise machte es mir aber in all den Jahren nie etwas aus, mit einem Flugzeug zu fliegen. Im Gegenteil, ich fand es sogar spannend, was ja darauf schließen ließ, dass es etwas zutiefst Unbewusstes sein musste, das mit dieser Situation in der Kindheit zusammenhing.

Als ich mit der Hypnoseausbildung begann, beschloss ich, dass es Zeit war, dieses Trauma endlich hinter mir zu lassen. Und es war so einfach! Zunächst gab ich die Angst an meine Mutter zurück, denn ich spürte, dass es nicht meine Angst war und ich sie, wie Kinder das so gerne tun, für sie übernommen hatte. Anschließend schickte mir mein Unbewusstes das Bild einer Krähe, die sich auf unser Dach setzte.

In der folgenden Zeit stellte ich mir also immer, wenn ich ein Flugzeug hörte, vor, dass die Krähe auf unserem Dach sitzt. Ich merkte sofort, dass es wirkte. Das Muster (Flugzeuggeräusch – Herzrasen – Aufpassen – Flugzeug entfernt sich – entspannen) wurde unterbrochen, es kam kein Herzrasen mehr auf und nach einiger Zeit stellte ich sogar fest, dass ich Flugzeuggeräusche kaum noch wahrnahm. Ich brauchte die Krähe also gar nicht mehr, um das Muster zu unterbrechen, da das Muster gar nicht mehr getriggert wurde. Inzwischen interessieren mich die Geräusche gar nicht mehr. Was für eine Erleichterung!

Im Laufe meiner zehnjährigen Arbeit mit meinen Klienten tauchten immer wieder Tiere auf und mir fiel auf, dass die Lösung dann oft viel schneller erarbeitet werden konnte. Ich beschäftigte mich daher mit Literatur über Krafttiere, die besonders bei den indigenen Völkern eine große Rolle spielen.

Meinen Bären würde ich auf jeden Fall als mein Krafttier bezeichnen, da er mich seit er zum ersten Mal aufgetaucht ist, immer begleitet. Aber die Krähe konnte ich da nicht einsortieren. Sie schien mir eher nur auf diese besondere Situation bezogen. In mir tauchte immer wieder der Begriff „Themen-Tier“ auf.

Ich begann, die Arbeit mit dem ThemenTier in meine Therapie einzubeziehen. Ich arbeitete mit den Karten von Jeanne Ruland, dem Krafttier-Orakel und dem Helfertier-Orakel, da die Texte dazu sehr seelenzentriert sind. Zunächst ließ ich die Klienten eine Karte ziehen. Das passte auch meist sehr gut, aber ich bemerkte die Unsicherheit bei den Klienten, da sie die Karte „nur“ gezogen hatten und sie keinen direkten Bezug zu sich selbst herstellen konnten.

Daher ging ich dazu über, oft sogar über eine kurze spontane Intervention im Vorgespräch, die Klienten nach dem Tier zu fragen, das ihnen als Erstes in den Kopf kam. Es war wirklich unglaublich. Das, was wir im Gespräch als Thema herausgearbeitet hatten, tauchte fast wörtlich im Text der Karte wieder auf. Was für eine wunderschöne Bestätigung, dass das Tier, das sie selbst als inneres Bild wahrgenommen hatten, genau ihr Thema widerspiegelte! Für mich stellt dieses Erlebnis immer den Moment dar, in dem die Selbstheilungskräfte aktiv werden.

Meine Hausaufgabe für die Klienten lautet dann, mit dem Tier zu „arbeiten“, d. h. den Text immer wieder durchzulesen, sich Bilder des Tieres anzuschauen, Filme dazu anzuschauen, sich eine kleine Figur zu besorgen und bei sich zu tragen und wenn möglich, auch in der Realität mit dem Tier in Kontakt zu kommen. So findet bereits vor dem nächsten Termin eine Verankerung statt.

In der Hypnose arbeiten wir dann zunächst mit dem Tier und lassen uns von ihm zu inneren Bildern führen. Manchmal sprechen die Tiere in der Hypnose auch mit den Klienten. Das Tier wird mehr und mehr vertraut und kann zu einem wirklichen Verbündeten auf dem Weg zur Lösung des Themas werden.

Das Themen-Tier hat meine Arbeit sehr bereichert und vereinfacht. Wer kennt nicht die Situation, dass nach der Erstanamnese kaum noch Zeit bleibt, um dem Klienten eine Ressource mit auf den Weg zu geben? In diesen Fällen ist die kurze Intervention mit dem Themen-Tier sehr hilfreich, um schon beim ersten Kontakt mit der inneren Arbeit beginnen zu können.

Auch wenn ich das Gefühl habe, dass während der Therapie die Richtung unklar wird oder der Klient verunsichert ist, ist es hilfreich, das Themen-Tier einzusetzen, um wieder Klarheit und Richtung in die Therapie zu bekommen.

Immer kann ich wählen, ob ich das Themen-Tier während des Vorgesprächs oder später während der Hypnose auftauchen lasse. Beides ist effektiv. Sogar bei Menschen, die im Außen keinerlei Bezug zu Tieren haben, funktioniert es sehr gut. Oft sind diese Menschen sogar besonders überrascht, wenn dann doch ein Tier vor ihrem inneren Auge auftaucht, und nehmen es daher gut an.

Wer jetzt denkt, dass ausschließlich die Lieblingstiere der Menschen oder die „Standard-Tiere“ Hund, Katze, Pferd auftauchen, der irrt sich. Da gab es schon Opossums, Elefanten, Tiger, Löwen, Fische, Vögel, Hummeln oder andere spannende Insekten.

Woher weiß nun unser Unbewusstes, was die Tiere bedeuten? Tiere gab es schon, bevor es Menschen gab. Wir wurden also schon immer von Tieren begleitet. Es gab bedrohliche Tiere und es gab Tiere, die uns ernährten. Es gab Tiere, die uns bei der täglichen Arbeit halfen. Es gab Nützlinge und Schädlinge. Ein Leben des Menschen ohne Tiere war undenkbar, im Gegenteil, das Leben wurde durch die Natur und die Tiere geprägt. Daher ist jedes Tier mit seinen Eigenschaften tief in unserem Erbgut verankert. Unbewusst wissen wir genau, welche Eigenschaften für die Lösung unseres Themas und die Aktivierung der Selbstheilungskräfte benötigt werden, und das Tier zeigt uns diese Eigenschaften auf.

Die Arbeit mit dem Themen-Tier kann allerdings auch umgekehrt laufen. Wenn mir ein Klient erzählt, dass ihm mehrfach ein besonderes Tier über den Weg gelaufen ist oder er sich in der letzten Zeit mit einem Tier sehr beschäftigt hat, dann werde ich hellhörig. Auch in diesen Fällen ist es dann oft so, dass die Bedeutung des Tieres zum aktuellen Thema passt.

Die eigenen Haustiere oder die in der näheren Umgebung können ebenso ein hilfreicher Hinweis sein. Kürzlich tauchte bei einem Klienten, der wegen Beziehungsproblemen kam, das Themen-Tier Katze auf. In der nachfolgenden Hypnose war es eindeutig die Katze seiner Freundin, zu der er gar kein gutes Verhältnis hatte. Die Katze ging immer auf Distanz zu ihm, wenn er kam. In der Hypnose allerdings kam sie immer näher und strich zum Schluss sogar um seine Beine. Sofort tauchte bei dem Klienten das Thema „Nähe zulassen“ auf. Die Hausaufgabe lautete daher, die Katze zu beobachten und Nähe zu ihr und letztendlich zu seiner Freundin zuzulassen. Dabei kann die Katze ein wunderbares Barometer werden, wie weit er Nähe zulassen kann.

Interessant ist es auch, von den Klienten zu erfahren, welche Tiere sie selbst haben oder zu welchen sie sich schon immer hingezogen fühlten. Dies kann ein wichtiger Hinweis für die Therapie sein.

Ich bin den Tieren sehr dankbar, dass sie in meinem Leben sind und es sowohl privat als auch bei meiner Arbeit bereichern. Lassen Sie sich von Ihren Tieren inspirieren und führen, es ist wirklich einfach.

Sei dankbar den Tieren – sie sind der Ursprung deiner Kraft!
Indianisches Sprichwort

Sandra MichelsSandra Michels
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Praxis in Ulmen/Eifel

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Fotos: ©drubig-photo, ©LHF Graphics