Entspannt durch den Tag
Entspannt in den Alltag starten und möglichst dieses Level halten! Wer möchte das nicht? Jeder Mensch startet unterschiedlich in den Tag, sei es bei einer Tasse Tee, „um den Lärm der Welt zu vergessen“, mit einer Portion frischer Luft oder was auch immer ihm entspricht und Energie schenkt. Entspannung ist für jeden Menschen sehr individuell und was für den einen beruhigend wirkt, muss es für jemand anders nicht sein.
Oft sind wir aber so in unserem Trott und unseren Abläufen festgefahren, dass jeder Tag wie im Autopilot abläuft und wir uns selbst vergessen. Und uns vielleicht erst im Laufe des Tages bewusst werden, wie viel Zeit schon vergangen ist und wir womöglich schon ein „Stresslevel“ erreicht haben, das uns nicht mehr so entspannt sein lässt, wie wir es gerne hätten.
Eins vorneweg: Sie können in jedem Moment die Entscheidung treffen, sich zu entspannen, wenn es Ihnen bewusst wird und Sie aktiv etwas für die Entspannung tun. Ich möchte Ihnen heute ein paar Impulse geben, wie Sie Entspannung in Ihren Alltag bringen und/oder sich immer wieder diese Entspannung zurückholen können. Es ist ganz einfach – machen!
Tipps für mehr Entspannung und Ruhe im Alltag
1. Erholt in den Tag zu starten, beginnt schon am Vorabend!
Wenn Sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen, können Sie den Abend auch mal etwas anders verbringen. Schalten Sie den Fernseher erst gar nicht ein, Ihr Handy und möglichst alle Lichtquellen aus und zünden eine Kerze an oder machen ein Feuer im Kamin. Widmen Sie sich mit all Ihren Sinnen ganz dieser Wärme- und Lichtquelle und genießen Sie diese wohltuende und stille Atmosphäre, um innerlich zur Ruhe zu kommen.
Warum wirkt das so gut? Unsere Vorfahren haben zu Urzeiten Feuer gemacht, um Schutz vor wilden Tieren zu haben und um Wärme, Geborgenheit und Vertrauen zu erleben. Das Element Feuer ist immer noch in unserem Gehirn abgespeichert und wirkt noch genauso wie damals. Und was braucht der Mensch manchmal mehr als nur das Gefühl von Vertrauen, Wärme, Schutz und Geborgenheit? Probieren Sie es aus!
2. Bewegung in der Natur und an der frischen Luft!
Bringen Sie Schwung und Bewegung in Ihren Alltag. Es muss nicht immer die sportliche Höchstleistung sein, sondern oftmals sind es auch kurze Spaziergänge, die einem Entspannung im Alltag schenken. Wir meinen oft, dass Sport, der nicht wehtut, kein Sport ist und nichts bringt. Genau das Gegenteil ist manchmal die gesündere Variante.
Versuchen Sie es doch einfach mal mit einer bewegenden Mittagspause. Laden Sie Arbeitskollegen (immer m/w) zu einem kurzen Spaziergang ein, um rauszukommen und sich an der frischen Luft und in der Natur zu erholen. Wenn Sie einen Wald in der näheren Umgebung haben, ist das der beste Ort zur Erholung. Nutzen Sie jede Gelegenheit, das Auto stehen zu lassen, um Ihre Alltagsschritte zu erhöhen.
Und wenn Sie doch einmal das Bedürfnis haben, sich einmal so richtig auszupowern, um über die Anspannung zur Entspannung zu kommen, dann tun Sie es einfach! Wichtig dabei ist, in Ihre verfügbare Zeit beides bewusst zu integrieren – nicht nur die Zeit für die Anspannung zu nutzen, sondern auch noch die Zeit, um die Entspannung zu genießen. Denn Ihr eigentliches Ziel war ja die Entspannung!
Ein Leistungssportler trainiert auch nicht den ganzen Tag 24 Stunden, 7 Tage, sondern schenkt seinem Körper ebenso die gewisse Regenerationsphase – „denn die Muskeln wachsen immer in der Pause“.
3. Gönnen Sie sich immer mal wieder eine Atempause
Die Atmung ist der Schlüssel zur Achtsamkeit und bringt Erholung und Entspannung für Körper und Kopf. Wir atmen oft viel zu flach über unsere Brustatmung. Dadurch nehmen wir weit weniger Sauerstoff in unseren Körper auf als über die tiefe Bauchatmung. Erinnern oder lassen Sie sich immer wieder einmal daran erinnern, während des Tages ein paar Mal tief ein- und auszuatmen, um mehr Sauerstoff in Ihren Körper und Geist zu bringen.
Konzentrieren Sie sich nur auf das Ein- und Ausatmen. Schließen Sie wenn möglich die Augen und folgen mit Ihrer Aufmerksamkeit dem Atemstrom. Sagen Sie beim Einatmen innerlich zu sich: „Ich atme Entspannung ein“ und beim Ausatmen „und Anspannung aus!“ Das hilft Ihnen, den Fokus auf die Atmung zu halten und nicht mit den Gedanken abzuschweifen.
Je öfter Sie solche bewussten Atempausen einlegen und in Ihren Tag integrieren, desto mehr werden diese zu einer Routine, die Ihnen eine zusätzliche Portion Energie gibt und mehr Entspannung in Ihr Leben bringt.
Solche Atempausen zum Innehalten sind unabhängig von Ort und Zeit. Wenn Sie z. B. an einer roten Ampel stehen oder in der Schlange an der Supermarktkasse oder wo auch immer Sie gerade „warten müssen!“
Nutzen Sie diese Zeit für eine Atempause und beschenken sich damit selbst – Sie haben immer die Wahl, zu warten oder die Zeit sinnvoll zu nutzen.
Wenn Sie Ihr Entspannungslevel tagsüber so gut es geht hoch halten, können Sie den Abend wirklich feiern.
Sie können auch schon morgens Ihren Tag mit ein paar tiefen Atemzügen begrüßen und für ein höheres Energielevel sorgen. Genauso können Sie sich abends mit ein paar tiefen Atemzügen verwöhnen und all das, was Sie vielleicht noch körperlich oder gedanklich beschäftigt, mit dem Ausatmen loslassen und Ihren Körper und Geist gut auf den Schlaf vorbereiten. Und manchmal schläft man sogar schon nach ein paar tiefen Atemzügen ein, sodass das Gedankenkarussell endlich stillsteht.
4. Der Singletasking-Modus
Wir sind es gewohnt, viele Dinge gleichzeitig zu tun – „multitasking“ sozusagen. Das mag den Alltag und das Leben in vielfacher Weise vereinfachen und produktiver gestalten, kann aber auch dazu führen, dass es uns in einen Sog von Stress und Sorgen treibt. So können Sie auch immer wieder einmal in den Singletasking-Modus schalten, um sich ganz und vollkommen auf eine einzige Sache zu konzentrieren.
Ich beobachte das oft bei Kindern. Sie sind Meister dieses Fachs. Es gibt nichts Wichtigeres als das, was sie gerade machen, und sie gehen voll in diesem Moment auf. Nehmen wir uns ein Beispiel an diesen großen Meistern und lassen uns von ihnen inspirieren. Der Vorteil des Singletaskings ist Qualität statt Quantität.
Wir erledigen zwar nur eine Sache, diese aber „richtig“! Der Fokus richtet sich komplett darauf aus und wir schauen vielleicht tiefer und genauer hin. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese eine Sache mitunter schneller erledigt ist und wir damit sogar unsere Produktivität erhöhen und Ressourcen schaffen. Und wenn wir uns nur einer Sache widmen, mehr im Moment leben und uns weniger ablenken, kommen wir leichter in einen entspannten Zustand, den man im Sport auch als Flowzustand bezeichnet.
Es läuft einfach ohne große Anstrengung – mühelos und fließend. Man weiß intuitiv, was zu tun ist, Kreativität und Lösungswege sind schneller parat und es geht Schritt für Schritt richtig gut voran. Diese „Arbeitsweise“ hat den Vorteil, entspannter zu handeln, zu denken und zu fühlen, was sich dann auf Ihr gesamtes Wohlbefinden auswirkt und auszahlt.
In welchen Bereichen können Sie diesen Singletasking-Modus einsetzen? Probieren Sie es aus! Machen Sie spannende Erfahrungen und haben Sie entspannende Erlebnisse.
4. Heute ist ein Lächeltag
Ein Lächeln verbindet uns Menschen, ohne dass wir die gleiche Sprache sprechen. Es ist sozusagen die Sprache des Herzens.
„Lache und die Welt lacht mit dir, weine und du weinst allein!“ Ella Wheeler Wilcox
Oder wie schon Charlie Chaplin wusste: „Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag!“
Lachen steckt an und jeder hat das sicherlich schon oft selbst erlebt. Wir sehen oder hören jemanden lachen und schon beginnt sich in unserem Gesicht und in unserem Gemüt etwas zu verändern und wir lachen mit.
Warum ist das so? Die Antwort liegt in unserem Gehirn, das auf unsere Wahrnehmung, hier im Speziellen über Augen und Ohren, mit neuronalen Prozessen reagiert, Bewegungsabläufe in Gang setzt und uns zum Lachen bringt. Studien belegen, dass der Mechanismus des Lachens automatisch abläuft und wenig kontrollierbar ist – zum Glück. Denn Lachen ist gesund, macht glücklich und entspannt so manche Situation und manches Gemüt.
In unserem Körper werden beim Lachen viele Muskeln gleichzeitig aktiviert, Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet. Und nach dieser Anspannung folgt unweigerlich die Entspannung!
Das Nachahmen des Verhaltens eines anderen Menschen über die Spiegelneuronen ist ja nichts Unbekanntes und wenn wir uns und die Welt durch ein Lächeln ein „Stück weit besser“ machen können, ist das einfach wunderbar.
Und da kommt die Schwäbin in mir hoch: „Kostet wenig, bringt aber viel!“
5. Augen zu – Hände drauf!
Unsere Augen haben jede Menge zu tun. Über 90 % der äußeren Reize werden über sie wahrgenommen, ständig sind sie damit beschäftigt, die Welt um uns herum zu beobachten, den Kontakt zur Außenwelt zu halten und uns vor Gefahren zu schützen. Ein Vollzeit-Job! Gönnen Sie Ihren Augen zwischendurch auch einmal eine Pause – sie haben es verdient! Gerade in der heutigen Zeit, wo viele bei der Arbeit oder auch Privat mit Bildschirmen und Smartphones zu tun haben, werden die Augen sehr beansprucht.
Schließen Sie Ihre Augen, entspannen auch die Muskeln hinter den Augen und reiben Sie Ihre Hände eine Weile aneinander, bis sie warm sind. Legen Sie diese anschließend auf Ihre Augen und lassen die Wärme über Ihre Hände in Ihre Augen fließen. Dabei können Sie noch tief ein- und ausatmen. Fühlen Sie die Entspannung und bleiben Sie so lange in diesem angenehmen Zustand, wie es sich für Sie gut anfühlt. Danach öffnen Sie wieder sanft Ihre Augen und vielleicht nehmen Sie die Welt mit einem weichen Blick wieder ganz neu, bewusst und klarer wahr. So behalten Sie auch während des Tages einen klaren und entspannten Durchblick.
„Von nix kommt nix!“, so ist es auch mit dem Thema Entspannung im Alltag. Selbst das bewusste Nichtstun will gelernt sein und vor allem getan werden.
Und mit ein wenig Übung werden der eine oder andere Entspannungs-Impuls Ihr täglicher Begleiter und wohlwollender Freund, den Sie bald nicht mehr missen wollen.
Viel Freude beim Entspannen und beim
sich schon am Morgen überlegen,
wie Sie Ihren Abend feiern wollen –
mit soooo viel Energie!
Simone Hauswald
Dipl.-Mentalcoach (CH), Biathlon-Weltmeisterin und -Medaillengewinnerin bei Olympischen Spielen
Fotos: ©STUDIO GRAND WEB ©StefanieBaum