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Buchbesprechungen

FP 0521 komplett app Page60 Image1VFP-Mitglied Anna Gigante arbeitet als Psychologische Beraterin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Übersetzerin, Dozentin und Systemaufstellerin in Schaafheim bei Darmstadt. Schon als Kind faszinierten sie (Fremd-) Sprachen und die verschiedenen Sprachen innerhalb der irdischen Idiome, sodass sie mit 12 Jahren, kaum aus Italien in Deutschland angekommen, anfing, Türkisch zu lernen und natürlich Deutsch. Später kamen noch Englisch und Französisch hinzu. Zurzeit wird sie, bedingt durch die Arbeit mit Flüchtlingen, mit Arabisch konfrontiert. Dank ihrer analytischen und intuitiven Beobachtungsgabe fiel ihr auf, dass jeder Mensch sich anders mitteilt, d. h. jeder spricht seine (Heilungs-)Sprache bzw. nutzt eine Sprache, die ihm schadet und seinen Lebensweg behindert. Mit ihrem ersten Buch möchte sie uns alle dabei unterstützen, unsere persönliche Heilungssprache kennenzulernen und zu nutzen.

Gedacht ist nicht gesagt, gesagt ist nicht verstanden und verstanden heißt noch lange nicht einverstanden. Diese etwas freie Übersetzung nach Konrad Lorenz spiegelt das große Dilemma unserer Sprache wider. Sätze wie „Ich verstehe dich nicht!“ oder „Das habe ich aber anders verstanden!“ sind wohl jedem schon einmal über die Lippen gekommen.

Anhand von Beispielen zeigt Anna Gigante in ihrem Buch, wie wir viele Facetten unserer Ausdrucksmöglichkeiten, z. B. durch unsere Augen, interpretieren können. Dies zu durchschauen, gibt uns ein besseres Lebensgefühl und mehr Sicherheit im Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Analysen der Autorin halten uns gleichzeitig einen „Spiegel“ vor, z. B. in der Heilungssprache der Spiritualität. Wir werden unsere eigene Sprache und die damit verbundenen Botschaften (Redewendungen und Sprichwörter), die sie unbewusst vermitteln, unter einem anderen Gesichtspunkt betrachten.

Sprache besteht aus Artikulation, Körpersprache, Emotionen, Gedanken etc. Das meiste, was wir durch Sprache ausdrücken, findet seinen Ursprung in den Prägungen, die wir in früher Kindheit durch unsere Eltern und durch unser Umfeld erlebt haben. Deshalb drückt sich jeder Mensch anders aus, mit dem Körper (Mode), mit der verbalen Sprache (Schreien), mit seiner Wortwahl (Worte und Wort-Charakteristika), mit seinem Auftreten (Ausreden), mit seiner Haltung (Zuhö- ren), mit seiner Herkunft (Nationalität), mit der Art, wie er über sich und über die Welt denkt (Übersetzungen) und wie er mit sich und mit der Welt umgeht (Manipulation). Wir sind authentisch und nicht maskenhaft, wenn wir unsere Art zu denken bzw. zu fühlen körperlich und/oder verbal kongruent mitteilen.

Meistens spüren wir auch intuitiv, ob unser Gegenüber ehrlich/authentisch in seinen Mitteilungen ist oder nicht. Wir fühlen dabei z. B. ein komisches Gefühl im Bauch (Manipulation). Wenn die Gedanken oder die Gefühle nicht zu der verbalen Sprache passen, kann die seelische Gesundheit (Liebe, Empathie und Intuition) beeinträchtigt werden (Krankheit); dann spricht die Autorin von einer Unheilsprache. Genauso verhält es sich, wenn wir Sprachen nutzen, um uns und andere zu verletzen, abzuwerten (Urteilen), Vorurteile auszudrücken, zu manipulieren, zu missbrauchen (religiöser Fanatismus/Missbrauch) usw.

Vielfach sprechen wir unsere Sprachen so automatisch (Ratschläge), dass uns „das Unheil“ (Grenzüberschreitungen) dabei nicht bewusst auffällt. Im Buch werden über fünfzig Sprachen vorgestellt, die die Autorin bei der Arbeit mit ihren Klienten beobachtet und dokumentiert hat.

Wenn Sie bei sich eine Unheilsprache (Co-Abhängigkeit) entdeckt und ihren verdeckten Nutzen bis heute anerkannt haben, können Sie diese durch eine Heilungssprache® (Coaching) ersetzen. Spüren Sie Ihre Unheilsprachen auf! Lernen Sie Ihre Heilungssprachen® kennen und nutzen!

Gigante, Anna: Meine ersten Heilungssprachen® und Unheilsprachen.
Romeon Verlag, ISBN 978-3-96229-160-0 (auch als E-Book erhältlich)


FP 0521 komplett app Page60 Image2Wie wird Supervision definiert? Und was genau ist systemische Supervision? Zwei von mehreren Grundsatzfragen, denen die Autoren im ersten Kapitel nachgehen. Da braucht es etwas Durchhaltevermögen, um den Werkstattcharakter des Buches zu erfassen. Aber: Durchhalten lohnt sich. Mit dem Input zu Rolle und Haltung als Supervisor betreten sie den Pfad der praktischen Arbeit. Und sie entwickeln diesen Prozess weiter durch Orientierungsfragen z. B. zur Auftragsklärung, durch verschiedene Methodenangebote und didaktische Hinweise passend zu den Arbeitsphasen.

Das Buch richtet sich in erster Linie an angehende Supervisoren (immer m/w/d), die noch in der Ausbildung sind oder gerade am Berufseinstieg stehen. Die Autoren geben Einblick in ihr Ausbildungscurriculum und machen den Leser gleichsam zum Beobachter der Ausbildungssupervisionen. Im Rahmen der Qualitätssicherung legen sie einen Schwerpunkt auf die Evaluation der Ergebnisse und die regelmäßige Selbstreflexion. Auch hier bieten verschiedene Methodenangebote gute Impulse für die weitere Professionalisierung.

An verschiedenen Stellen bleibt das Buch eine detailliertere Erläuterung der Methoden und Techniken schuldig. Sie erschließen sich sicher, wenn man am Institut die Ausbildung absolviert (hat), was aber keine Voraussetzung zum Textverständnis sein sollte. Insgesamt eine gelungene Veröffentlichung, die einen nachvollziehbaren roten Faden bietet und auch erfahrenen Supervisoren gute Impulse liefert, sich selbst zu überdenken.

Rezension: Horst Lempart,
Der Persönlichkeitsstörer

Lüschen-Heimer, Christiane; Michalak, Uwe: Werkstattbuch systemische Supervision, Carl-Auer Verlag, ISBN 978-3-84978-200-9