Zahlungsmöglichkeiten in der Praxis „à la carte“
Nicht nur im Restaurant oder beim Bäcker zücke ich selbst immer häufiger die Karte – also sollte ich mich ja auch nicht darüber wundern, dass die Patienten (immer m/w/d) in meiner Praxis zunehmend digital bezahlen wollen – und verärgert sind, wenn dies nicht möglich ist.
Für Praxen, die den größten Teil ihrer Dienstleistung von Selbstzahlern vergütet bekommen, gewinnen die Möglichkeiten der kontaktlosen Bezahlung gerade in den Coronazeiten an Bedeutung. Hinzu kommen virtuelle Gesundheitsdienstleistungen wie Online-Sprechstunden per Video oder Telefon, die bargeldlos verrechnet werden müssen. Auch Weiterbildungen und die Teilnahme an virtuellen Veranstaltungen kann man in der heutigen schnelllebigen Zeit nicht mehr per Vorkasse anbieten.
Ich hatte diese Tatsache lange Zeit vor mir hergeschoben, denn ich kannte mich mit den digitalen Zahlungsmöglichkeiten schlichtweg nicht gut aus. Also hieß es für mich, sich nun doch endlich mit diesem Thema zu beschäftigen. Auf den ersten Blick zeigte sich eine Fülle von Unternehmen, die mir ihre Dienste zu unterschiedlichsten Konditionen anboten. Da diese Konditionen der Anbieter sich dabei sehr stark unterscheiden und teils sehr unübersichtlich gestaltet sind, bedeutete es einen erheblichen Aufwand, sich umfassend über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren.
In Vergleich können dann z. B. erhebliche Transaktionskosten bei den verschiedenen Anbietern anfallen. Posten wie Disagio, Servicegebühren, Mietgebühren, Transaktionsgebühren und weitere machen das Ganze für einen Gesundheitsdienstleister nicht gerade übersichtlich. Neben der Gerätemiete fallen pro Zahlung eine fixe Transaktionsgebühr sowie je nach Kartentyp unterschiedliche prozentuale Gebühren an. Oft werden niedrige monatliche Mietgebühren angeboten, die hohen prozentualen Kosten je Transaktion werden jedoch gerne als günstig dargestellt. Und auch wichtig dabei: wohin wenden, wenn man nicht selbst mit den Kartenunternehmen oder gar mit PayPal in Irland kommunizieren möchte, wenn es denn mal Probleme gibt?
Meine Recherche ergab, dass es „Payment Service Provider“ gibt, die einem tatsächlich alles rund ums bargeldlose Zahlen abnehmen – von der Bereitstellung des kleinen POS-Terminals über die Anbindung des eigenen Onlineshops für Zahlungen bis hin zum Inkasso – falls nötig. Sie bieten ein zentrales Clearing sowie ein Kontosplitting an, was gerade für Gemeinschaftspraxen sinnvoll ist. Und als sehr erleichternd ist festzustellen: Bei einigen dieser PSP gibt es einen persönlichen Ansprechpartner, der sich um alles kümmert. Mein Fazit: Wir sollten mit der Zeit gehen und unsere Praxen für die neuen digitalen Zahlungsmöglichkeiten öffnen, denn letztlich ist dies auch als Serviceleistung für die Patienten zu sehen.
Gerolf Werning
Praxis für Psychotherapie und Hypnose im Gesundheitszentrum Dietzenbach
Foto: ©bertys30