In sich zu Hause sein!
Von der Körperarbeit zum alltäglichen Körpergewahrsein.
Wer weiß schon, was es bedeutet, in sich selbst zu Hause zu sein? Ich jedenfalls hatte einige Jahrzehnte keine Ahnung davon. So war es dann auch kein Zufall, dass ich mich – anfangs noch unbewusst – auf die Suche danach machte. Unter vielen für mich interessanten Angeboten in Richtung Gesundheit, Natur u. Ä. fand ich letztlich in der Körperarbeit einen wertvollen Schlüssel für mein Leben.
Der Körper – unser größtes Sinnesorgan
Der Körper hat uns ständig etwas mitzuteilen! Alle Zellen haben eigene Antennen, die ständig in Aktion sind. Aber – was davon kommt beim Bewusstsein an?
Das meiste betrifft ja interne Prozesse jenseits des Verstands. Da gibt es Signale von Organ zu Organ, z. B. von der Haut zum Nervensystem, zu Drüsen, zu Muskeln u. a. m. Aber auch viele Signale gehen zum Hirn. Was da gleichzeitig alles abgeht, lässt sich gar nicht erfassen, und doch funktioniert es perfekt, solange es nicht gestört wird.
Jeder lebende Körper ist ein Biocomputer voller noch unerforschter Rätsel und Wunder. Egal, ob Mensch, Tier, Pflanze – alles kommuniziert miteinander und steht im Austausch. Nur dem Menschen ist davon recht wenig bewusst. Signale über Bedürfnisse des Körpers, über innere seelische Prozesse oder Rückmeldungen zur äußeren Situation sind an das Bewusstsein gerichtet. Aber das wenigste wird wirklich gehört und vieles wird dann gar nicht mehr gemeldet.
Leise wie ein Windhauch
Als Sakralwirbel-Therapeutin lernte ich, Bewegungen im Körper zu spüren, indem die Hand den Körper des Klienten berührt, so leicht wie ein Korken das Wasser. Dieser sanfte Kontakt mit minimalem Druck entspricht etwa der „Lautstärke“, in der der Körper seine Geschichten erzählen kann. Für meditative Körperreisen braucht es ebenso Stille und Aufmerksamkeit. Wer solche achtsamen Haltungen sich selbst gegenüber praktiziert, kann mit der Zeit die Sprache des Körpers besser verstehen lernen. Wie sich z. B. Stress im Gewebe oder in Organen anfühlt, was das Bauchgefühl wie ausdrücken kann, wie sich zelluläre Belastungen oder Veränderungen zeigen oder sich Heilungsprozesse anfühlen. Auch, wie der Körper über Leid aus der Vergangenheit erzählt oder auf Kommendes hinweist.
Wenn der Rücken sich z. B. gekrümmt wie ein Embryo anfühlt, dann erzählt er möglicherweise gerade etwas aus dieser frühen Entwicklungszeit, was noch nicht gehört worden ist und noch belastet. Oft gibt es für solche Wahrnehmungen kaum passende Worte, eher Vergleiche und Umschreibungen, wie „Es fühlt sich an wie ...“.
Die Mitteilungen des Körpers sind oft wertvoll, aber meist leise wie ein Windhauch.
Botschaften des Körpers erfragen und annehmen
Von dem, was der Körper erzählt, hat alles eine sinnvolle Botschaft. Der Verstand kann entsprechende Schlussfolgerungen ziehen und daraus passende Handlungen ableiten. Besonders in problematischen oder nicht stimmigen Situationen sind die Hinweise des Körpers nützlich. Es lohnt sich, ihn gezielt zu befragen. Der Körper ist generell ein guter Übersetzer für das Unterbewusstsein. Er kann viele für den Moment hilfreiche Mitteilungen machen.
Wer z. B. gerade schlecht einschläft, kann aufgrund bewusster Wahrnehmung erfahren, dass die Füße eben kalt sind und das beim Einschlafen stört, und das nächste Mal beobachten, ob vor dem Schlafen die Füße kalt sind, und etwas dagegen tun: massieren, etwas laufen oder ein warmes Fußbad nehmen. Oder er bemerkt, dass die Sorgen des Tages noch quälen, und lernt, diese vor dem Schlafen bewusst abzulegen.
Wem es am PC schwerfällt, sich zu konzentrieren, wird auf Körperanfrage vielleicht seinen Rücken spüren und sich zur Entspannung sofort räkeln. Oder die Augen melden einen Notstand, dann wären ein entspannender Blick aus dem Fenster oder Augenübungen verbunden mit ein paar tiefen Atemzügen hilfreich. Für die passende Auswertung von Mitteilungen des Körpers ist der Verstand der richtige Mitarbeiter und hat meist auch ein paar gute Ideen oder hilfreiche weitere Fragen an den Körper.
Solche punktuellen und bewussten Kontakte zwischen Körper und Verstand im Alltag machen beide wesentlich zufriedener! Jeder Körper ist für das Zuhören durch den Verstand stets dankbar. Ja, es kann sogar eine Art Freundschaft mit gegenseitigen Verabredungen entstehen.
Aufbruch zu sich selbst
Manchmal ist es recht schmerzhaft, sich etwas anzuschauen, was der Körper mitteilen will. Ich selbst kann ein Lied davon singen. Ohne es zu ahnen, war ich regelrecht vor mir selbst weggelaufen. Jetzt bedaure ich keine einzige Erfahrung mehr. Es gehört zu meinem Menschsein. Ich lernte durch die Körperarbeit, mehr Kontakt zu meinem Körper zu finden, gut versteckte Traumata anzusehen, sie zu überwinden und den Kontakt auch zu unbequemen inneren Aspekten aufzunehmen – immer wieder liebevoll und ohne Selbstbewertungen. Das war am Anfang gar nicht so einfach. Im Nachhinein stellt sich gerade das Ansehen von eigenem Leid als wertvollste Erfahrung heraus. Nach vielen solcher Prozesse kann ich sagen: Ich weiß, wer ich bin.
Der Aufbruch zu sich selbst braucht Mut. Aber es lohnt sich, denn Vermeidung und Verharren in der Komfortzone verbrauchen mindestens genauso viel Kraft wie die Bearbeitung eines ungeliebten Themas. Eine akzeptierende Begegnung mit den eigenen Schattenseiten führt hin zu einem gesunden Selbstbewusstsein.
Wenn wir auf vorgegebene Rollen fixiert sind, müssen wir uns oft verbiegen, um die Vorstellungen anderer oder eigene, unbewusst übernommene Erwartungen zu erfüllen. Der Körper kann helfen, zu verstehen, was stimmig ist. Dadurch lassen sich Kompromisse mit äußeren Anforderungen finden. Oder man kann klar zu sich selbst stehen. Die stille Selbstverleugnung um des lieben Friedens willen hat in einer zukünftigen Welt kaum noch Platz. Neue Handlungsoptionen werden nötig, mit denen sich alles auf feine Art und Weise miteinander harmonisch zusammenfügen lässt. Die Harmonie von eigenen und äußeren Belangen ist m. E. möglich.
Körperbefragung als Werkzeug im Alltag
Bewegung und Veränderung sind Grundprinzipien des Lebens. Jeden Moment und jede Millisekunde koordinieren wir diverse Dinge zugleich. Jede Bewegung, auch die Schritte auf der Straße, selbst das Anheben einer Tasse können entscheidend für den weiteren Verlauf des Lebens sein. Es ist schon erstaunlich, wie gut das alles funktioniert.
Sinnvolle Entscheidungen werden bestenfalls durch das Körperbewusstsein mitgetragen. Trotzdem rennen wir auch in Situationen, die uns gar nicht guttun. Die Frage an den Körper „Wie geht es mir im Moment mit dem, was ich erlebe?“ kann die Situation bewusster machen: Drückt mich etwas zusammen? Kann ich aufatmen? Freue ich mich jetzt mit allen meinen Körperzellen? Schon allein die Haltung der Mundwinkel verrät vieles.
Solche Körperbefragungen können blitzschnell gehen: Eine Situation entsteht real vor Augen oder in der Vorstellung und der Körper reagiert sofort. Wer an einen bestimmten Menschen oder ein Objekt, einen Ort denkt oder etwas real sieht und sich dabei nicht gut fühlt, könnte über diesen Kontakt nachdenken und bestenfalls etwas verändern. Wer sich dabei wohlfühlt, erfährt so eine Motivation, den Kontakt zu genießen. Bauch- und Körpergefühl sind richtungsweisend für viele Handlungen und deren Verläufe.
Die Wahrnehmung der Körperreaktionen kann irgendwann selbstverständlich werden und intuitiv genau dann in den Fokus treten, wenn es wichtig ist. Das klappt erstaunlich gut oder mit der Zeit immer besser.
Wahrnehmung als Vorschau
Am Beginn einer neuen Handlung deutet sich für einen kurzen Moment an, wohin sie führen wird. Das ist etwas Faszinierendes. Auch einfache Handlungen wie das Hinabgehen einer Treppe haben so einen kleinen Moment der Vorausschau. Wenn ein mulmiges Gefühl entsteht, wäre es gut, sich sofort zu orientieren, was los ist.
So fühle ich selbst manchmal im Bauch, dass eine mir gegebene Antwort nicht ausreichend geprüft ist und es aus noch unbekannten Gründen anders kommen wird. Erfahrungsgemäß bestätigt sich das. Es ist ein winziger Moment, der wie eine kleine Zukunftsschau zur Verfügung steht. Wenn dieser nicht ins Bewusstsein gehoben wurde, geht er verloren. Manchmal sagen wir, „das hab ich doch gewusst!“, und ärgern uns, dem Gedanken nicht gefolgt zu sein. Wer auf solche feinen Signale achtet, kann sich insgesamt viel Ärger und Missgeschicke ersparen und damit auch das Selbstvertrauen stärken.
Gespräche mit Organen und Zähnen
Außer dem Hören von allgemeinen Körpersignalen gibt es auch die Möglichkeit, gezielt den Körper zu befragen. Hierfür braucht es das stille Nach-innen-Lauschen. Jedes Organ und jede Zelle bringen eigene Botschaften hervor, wenn wir sie fragen. Um die Antworten zu entschlüsseln, müssen sie mit der rechten intuitiv arbeitenden Hirnhälfte aufgenommen werden.
Über geführte Reisen in den Körper und seine Organe können solche verborgenen Botschaften auftauchen. Sie erzählen oft von Belastungen stofflicher, emotionaler, mentaler oder sonstiger Art. Organe, Zellen usw. können mitteilen, was sie brauchen, damit es ihnen gut geht. Gelegentlich senden sie auch Dankbarkeit oder Freude aus. Mitunter erzählt ein Zahn, ob er noch Lebensmut hat, was ihm das Leben schwer macht, welches Organ oder welches Lebensthema ihm Probleme bereitet. Viele meiner Klienten konnten schon solch klärende Zahngespräche erleben. Organe und Zähne mögen es sehr, angehört zu werden, denn dann kann sich ihre Situation verändern.
Dabei kommt zuerst ein bestimmtes Gefühl auf, wie der gewählte Bereich sich gerade anfühlt. Das kann die Situation erhellen. Bleibt die Beobachtung ohne Wertung, zeigen sich gerne auch bald Lösungsprozesse, ohne dass etwas von außen getan werden muss. Dann kann die Intelligenz des Körpers im Zusammenspiel mit dem unendlichen feinstofflichen Feld wirken.
Wer Körpersignale versteht, hat immense Vorteile!
Die bewusste Zusammenarbeit von Verstand und Körper lässt sich in vielen Bereichen anwenden. Ein geeignetes Übungsfeld kann die Auswahl von für den Körper heilsamen Lebensmitteln sein. Der Körper kann deutliche Rückmeldungen geben und sogar deren körperliche und feinstoffliche Wirkungen anzeigen, so z. B. bei der Auswahl von Gewürzen, Kräutern oder Heilsteinen. Auch bei Entscheidungen für private oder berufliche Wege kann der Körper stabiler und nützlicher Ratgeber sein.
Das alltägliche Bemerken von Körpersignalen und dadurch ein mögliches Abwenden von Unstimmigkeiten fördern die Intuition. Das gezielte Befragen ist eine zusätzliche wertvolle Maßnahme, sich das Leben leichter zu machen. Freude ist immer auch eine wegweisende Botschaft des Körpers! Mit wachsendem Körperbewusstsein wird die Intuition stärker und sogar auch zuverlässiger. Dank dieses Zusammenspiels kann ein sonst üblicher Verlust von Lebenskraft vermieden werden. Das ist ein wunderbarer Kreislauf. Kleine und auch große Probleme gibt es dann zwar immer noch, doch sie können rascher oder schon im Vorfeld erkannt und gelöst werden. So kommen gestärkte Gesundheit, private Erfüllung oder beruflicher Erfolg in steten Schritten näher. Gewecktes Körperbewusstsein bringt Intensität, tiefere Empfindungen und viel neuen Handlungsspielraum ins Leben. Die gesamte Ausstrahlung wird kräftiger. Die Verbindung mit Himmel und Erde, mit der ganzen Schöpfung, dem Kosmos und auch dem eigenen Lebensplan werden klarer. Gleichzeitig können Verbindungen in feine Welten aktiviert werden.
Das ist wohl das, was sich unsere Seele und unser Schöpfer wünschen. So kommt dieses glückliche Gefühl, „Ich bin in mir zu Hause“ auf – zu Hause in mir, in meinem Körper und in der Welt.
Mira Löwenzahn
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Zahnpsychologie, Zahnenergetik, Trauma- und Körperarbeit
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