Spielsucht-Prävention im Profifußball: Steigende Behandlungsnachfrage absehbar

FIFA und UEFA führen derzeit gemeinsam mit nationalen Fußballverbänden Aufklärungskampagnen gegen Spielsucht durch. Bei Vereinen der deutschen Bundesliga und belgischen Pro League berichten ehemalige Profis wie Glenn Helder von ihren Erfahrungen mit der Sucht. Die Initiative richtet sich gezielt an junge Profisportler, die als besondere Risikogruppe gelten.
Für Heilpraktiker für Psychotherapie sind diese Entwicklungen aus mehreren Gründen relevant: Die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Spielsucht wächst, gleichzeitig zeigen aktuelle Zahlen eine besorgniserregende Entwicklung. In Deutschland gelten über 1,3 Millionen Menschen als pathologisch glücksspielsüchtig. Die EU-weiten Umsätze bei Online-Wetten haben sich seit 2018 verdoppelt.
Besonders problematisch: Sportwetten gelten als gesellschaftlich akzeptiert und werden massiv beworben. Die im Glücksspielstaatsvertrag festgelegten Schutzmaßnahmen wie das monatliche Einzahlungslimit von 1.000 Euro werden durch fragwürdige Verfahren umgangen. Auch ausländische Anbieter drängen auf den Markt.
Behandlungsansätze in der HPP-Praxis
Die Versorgungslage bei Spielsucht ist oft unzureichend. Krankenkassen übernehmen Therapiekosten nur eingeschränkt, spezialisierte Anlaufstellen haben lange Wartezeiten. Hier können HPP-Praxen eine wichtige Versorgungslücke schließen.
Bewährte Ansätze in der Behandlung:
- Verhaltenstherapeutische Interventionen zur Unterbrechung der Suchtmuster
- Hypnotherapie zur Bearbeitung zugrundeliegender Konflikte
- Systemische Ansätze unter Einbeziehung des sozialen Umfelds
- Achtsamkeitsbasierte Verfahren zur Impulskontrolle
Herausforderungen in der Therapie
Die sogenannte "Kontrollillusion" bei Sportwetten stellt eine besondere therapeutische Herausforderung dar. Betroffene glauben, durch Fachwissen den Spielausgang beeinflussen zu können. Diese kognitive Verzerrung zu durchbrechen, erfordert spezifisches Wissen über die Mechanismen der Spielsucht.
Wichtig ist auch die Arbeit mit Rückfällen. Diese gehören zum Krankheitsbild und sollten nicht als Therapieversagen gewertet werden. Eine langfristige Begleitung ist oft notwendig.
Kooperation und Fortbildung
Eine enge Zusammenarbeit mit spezialisierten Suchtberatungsstellen ist empfehlenswert. Diese können bei akuten Krisen unterstützen und verfügen über Expertise bei Schuldenregulierung und sozialrechtlichen Fragen.
Fortbildungen zum Thema Spielsuchttherapie werden von verschiedenen Landesstellen angeboten. Eine Spezialisierung kann angesichts der steigenden Fallzahlen eine sinnvolle Erweiterung des Praxisangebots darstellen.
Die aktuelle Präventionskampagne im Profifußball zeigt: Das Thema Spielsucht rückt stärker ins öffentliche Bewusstsein. Für HPP bedeutet das eine wachsende Nachfrage nach qualifizierter Behandlung – und die Chance, einen wichtigen Beitrag zur Versorgung Betroffener zu leisten.
Text: Antal Z.