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Eigenverantwortung und Selbstfürsorge

Die Eigenverantwortung des Klienten (immer m/w/d) zu fördern, liegt mir persönlich sehr am Herzen. Diese kann meiner Erfahrung nach gut über die Vermittlung der Selbstfürsorge wachsen und gedeihen. Erläutern möchte ich dies anhand eines Fallbeispiels aus meiner Praxis.

Eine finanziell etwas eingeschränkte junge Frau aus Griechenland kontaktierte mich auf Empfehlung ihres Hausarztes. Ihr Ersttermin beim kassenärztlichen Psychotherapeuten wäre erst in drei Monaten und sie bräuchte eine Übergangslösung. Zur Linderung ihrer akuten Schlafstörungen hatte sie vom Hausarzt Trimipramin verschrieben bekommen.

Erwähnen möchte ich, dass es insbesondere bei Menschen mit geringen Deutschkenntnissen (in diesem Fall Niveau A2) für die Schaffung einer Vertrauensbasis ausgesprochen hilfreich ist, wenn wir Therapeuten bewusst in leichter Sprache sprechen. Meine langjährige Erfahrung in der Erwachsenenbildung bestätigt das.

Zusätzlich vereinbare ich immer mal wieder ein soziales Honorar, was ich auch in diesem Fall tat. Die junge Frau konnte sich somit die dringend benötigte Unterstützung leisten und auch ich musste nicht am Hungertuch nagen wegen des kleineren Honorars.

Nach der üblichen Anamnese schlug ich ihr vor, bis zum Start ihrer kassenärztlichen Psychotherapie an ihrer inneren Unruhe zu arbeiten. Anschließend übte ich mit ihr eine einfache Atemübung.

Nach der Übung fühlte sie sich schon etwas ruhiger und entspannter. Ich empfahl ihr, die Übung nun regelmäßig – am besten täglich – durchzuführen. Zusätzlich zeigte ich ihr noch eine Stabilisierungsübung, falls unerwünschte Reaktionen beim Üben auftauchen sollten. Den nächsten Termin vereinbarten wir für die darauffolgende Woche.

Bei diesem Termin wirkte sie schon ruhiger und sie berichtete, dass ihr das tägliche Üben trotz der Einnahme des Antidepressivums leichter falle als gedacht. Aus diesem Grund schlug ich ihr vor, sie in die Kunst des Autogenen Trainings einzuführen. Sie willigte ein.

Während der nächsten Termine machte die Klientin Fortschritte und hatte nach wenigen Wochen ein – wie ich finde – kostbares Werkzeug zur Verfügung, das sie nun jederzeit bei Bedarf anwenden kann.

Die Voraussetzung hierfür ist das tägliche eigenständige und eigenverantwortliche Praktizieren. Dies wiederum fördert das Selbstbewusstsein, schärft die Selbstwahrnehmung und stärkt die Selbstwirksamkeit des Übenden. Insgesamt gesehen ist es nichts anderes als das Ausüben von Selbstfürsorge.

Vor ein paar Monaten rief sie mich sogar an und bedankte sich für die liebevolle und effektive Unterstützung. Insgesamt gehe es ihr schon viel besser, auch dank der regelmäßigen Anwendung des Autogenen Trainings, wie sie sagte.

Ich freute mich mit ihr, auch weil sie zusätzlich die heilende Kraft der Dankbarkeit erleben durfte, und wünschte ihr zu guter Letzt alles erdenklich Gute für die Zukunft.

Selbstfürsorge ist in der Tat ganz einfach, wenn man dazu bereit ist.

Iris Evi Kettner
Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Praxis in Kaufbeuren im Allgäu, Schwerpunkte: Mentalcoaching, Supervision, Entspannungs-, Gesprächs- und Traumatherapie, Gesundheitsvorsorge für Körper, Geist und Seele
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Die Atemübung – das Ziel ist die Reduzierung von Stress, Sorgen, Angst

Setzen Sie sich auf einen Stuhl und nehmen Sie eine gerade und entspannte Sitzhaltung ein, stellen Sie die Füße flach und locker auf den Boden und lassen Sie sich komplett vom Stuhl halten. Achten Sie darauf, dass Ihre Schultern entspannt sind. Legen Sie Ihre Hände auf den Bauch. Lösen Sie sämtliche Anspannung.

Atmen Sie tief durch die Nase ein und aus. Der Bauch wölbt sich beim Einatmen nach außen und beim Ausatmen nach innen. Denken Sie beim Einatmen „ein“ und beim Ausatmen „aus“.

Je nach Bedürfnis können Sie sich andere Formeln ausdenken, z. B. beim Einatmen „ganz“ und beim Ausatmen „ruhig“.

Beobachten Sie Ihren Atem, wie er kommt und geht, ohne ihn zu beeinflussen oder zu bewerten, und lassen Sie mit jeder Atmung immer mehr los.

Nehmen Sie sich mindestens drei Minuten Zeit und üben Sie so regelmäßig wie möglich.

Die Stabilisierungsübung – das Ziel ist das Lösen von Anspannungen

Innere Anspannung oder Unruhe führen auch oft zu körperlichen Spannungen, deshalb kann es oft sinnvoll sein, mit einem Igelball über die entsprechenden Körperstellen zu rollen, an denen die Symptome auftauchen. Zusätzlich kann sich der Anwender durch die Manipulation mit dem Igelball sofort ins Hier und Jetzt zurückholen, sollten ungewollte Gedanken oder Gefühle auftauchen.

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