Das »wissende« Feld: Familienaufstellungen als geistig-energetisches Heilen
bereits erschienen in: Naturheilverfahren & Lebensthemen, Heft 5/2001
1988 lernte ich erstmals Familienaufstellungen in einem Seminar bei Bert Hellinger kennen, einem Theologen und Familientherapeuten, der dieses Verfahren u.a. aus einer Reihe psychotherapeutischer Ansätze entwickelt hat. Ich war tief berührt und bewegt von der Tiefe, der überzeugenden Klarheit und der Tragweite der Erfahrung, die ich in der Folgezeit in Selbsterfahrung und in der Überprüfung an meiner therapeutischen Praxis gründlich vertiefte. Familienaufstellungen haben mein Leben nachhaltig bereichert. Und als therapeutisches Verfahren haben sie sich bei der Suche nach guten Lösungen als so hilfreich und wirksam erwiesen, daß ich Aufstellungen in meiner Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien, Gruppen und in der Supervision seit mehreren Jahren mit großer Freude anwende. Ich habe in Familienaufstellungen ein geistig-energetisches Heilungsfeld gefunden, das ich das „wissende Feld“ nenne. Mehr als in allen anderen Therapieverfahren, die ich kenne, wird im Kraftfeld von Aufstellungen erfahrbar, daß alle Beteiligten geführt werden von einer geistigen Kraft, die durch uns Lösungen findet, viel mehr als daß wir selbst sie finden. Diese Kraft ist von ihrem Wesen her kein persönliches Vermögen, sondern im Wortsinn „transpersonal“, überpersönlich, und – wenn wir uns ihr anvertrauen – bedient sie sich unser und führt uns auf der Suche nach heilsamen Einsichten. ln diesem Beitrag möchte ich zunächst das Vorgehen bei FamilienaufsteIlungen beschreiben und dabei auch kurz die Fragen nach Eignung und Grenzen des Verfahrens streifen. Anschließend betrachte ich anhand von Beispielen das wissende Feld in seinen beiden wesentlichen Aspekten: Als psychotherapeutisches Heilungsfeld und als ein Feld universellen Wissens. Am Schluß folgen Überlegungen zu „wissendes Feld – geistiges Heilen“ und zu einer zukünftigen spirituellen Medizin.
Was sind Familienaufstellungen?
Das „Aufstellen“
Familienaufstellungen werden in Gruppen von ca. 20 Teilnehmern durchgeführt. Ein Teilnehmer wählt für sich selbst und für die übrigen Mitglieder seiner Herkunfts- oder Gegenwartsfamilie Stellvertreter aus der Gruppe aus und stellt diese im Raum in Beziehung zueinander auf, wobei er sich ganz von seinem Gefühl leiten läßt. Mit diesem „Aufstellen“ entfaltet sich das innere, meist unbewußte Bild des Teilnehmers von seiner Familie als äußeres Kraftfeld der Aufstellung. Die bei den Stellvertretern auftauchenden Gefühle und Körperempfindungen geben auf eine oft erstaunlich genaue Weise die Situation des betreffenden Familienmitglieds und der in dieser Familie wirkenden Kräfte wieder. Stellvertreter erleben in der Aufstellung u.U. intensive Gefühle von Liebe, Trauer oder Wut ebenso wie ausgeprägte körperliche Empfindungen wie Hitze, Taubheit, Schmerzen oder überraschende Leichtigkeit – all das ohne vorherige Information über die Person, die sie vertreten. Es scheint so, daß die Stellvertreter durch den Akt des Aufstellens zu „Medien“ für Erfahrungen unbekannter anderer Menschen werden, von denen sie auf eine gefühlhaft körperliche Weise „wissen“ und an deren Schicksal sie für die Dauer der Aufstellung teilhaben. Über dieses Erleben der Stellvertreter können die in einer Familie im Guten wie im Schlimmen wirkenden Kräfte in einer Aufstellung ans Licht kommen und vielleicht erstmals bewußt wahrgenommen werden.
Die Lösungssuche
Im Folgenden wird dann in mehreren Schritten nach einer Lösung für die Belastungen gesucht, denen der Klient und seine Familie bisher unterworfen waren. Im Licht des „wissenden Feldes“ können die daran Beteiligten einen überaus bewegenden, oft überraschenden und schließlich befreienden Prozeß zunehmender Einsicht durchlaufen, wobei der zunächst durch ein Gruppenmitglied vertretene Klient im Laufe der Aufstellung selbst seinen Platz einnimmt, um die wichtigsten Lösungsschritte auch selbst zu vollziehen. Solche Lösungsschritte bestehen vor allem aus drei Dingen: die Einbeziehung von ausgeklammerten und vergessenen Familienmitgliedern, so daß ihnen ihre Zugehörigkeit zur Familie nun auf gute Weise zugestanden wird; die achtungsvolle „Zurückgabe“ belastender Erfahrungen und Gefühle z.B. an die Eltern, die ein Kind für sie zu tragen versuchte, so als hätte es das Schwere selbst erlitten; und die Anerkennung tatsächlicher eigener Schuld, die sich damit in eine Kraft zum Guten wandeln kann. Die Lösung wird erkannt als ein untrügliches psychosomatisches Erleben von Stimmigkeit, Ruhe, Wärme, Leichtigkeit und oft auch Heiterkeit bei allen an einer Aufstellung Beteiligten – gerade auch im Angesicht und im Annehmen von unangenehmen Tatsachen und von schweren schicksalshaften Belastungen.
Voraussetzungen für Familienaufstellungen
Ganz ähnlich wie bei anderen Therapieverfahren sind auch Familienaufstellungen nicht geeignet für neugierige und kaum an einem ernsthaften Wandel interessierte Menschen. Aufstellungen sind nicht möglich bei eingeschränkter geistiger Klarheit etwa bei akuten Psychosen und unter der Wirkung bewußtseinsverändernder Medikamente und Drogen wie hochdosierte Psychopharmaka oder Alkohol. Und schließlich sollte große Vorsicht geübt werden bei Menschen, die zurückgezogen, ohne soziale Bezüge und ohne therapeutische Betreuung leben. Die u.U. erschütternde Erfahrung in einer Aufstellung sollte von Angehörigen oder Freunden und ggf. auch durch therapeutische Begleitung aufgefangen und unterstützt werden können. Bei achtsamer Anwendung dieser Kriterien können Aufstellungen bei einer großen Vielzahl von seelischen, psychosomatischen, körperlichen und schicksalhaften Belastungen hilfreich sein. Voraussetzung ist freilich eine besondere therapeutische Qualifikation, die man sich in der Regel nach einer soliden psychotherapeutischen Ausbildung, mehrjähriger Berufserfahrung und einer gründlichen Schulung in der Praxis des Aufstellens erworben hat. Ich habe darüber hinaus den Eindruck, daß die zweite Lebenshälfte mit ihrer reicheren Lebenserfahrung und Weisheit eine gute Grundlage für die Ausübung der Aufstellungsarbeit ist.
Der erste Reichtum des wissenden Feldes:
Seine psychotherapeutische Wirksamkeit
An einer Reihe von Beispielen möchte ich einige der psychotherapeutischen Möglichkeiten aufzeigen, die im wissenden Feld von Aufstellungen liegen. Die Beispiele führen uns dabei Schritt für Schritt vom ganz Persönlichen hin zum Transpersonalen, wo Heilungserfahrungen über unseren indivduellen Lebenszusammenhang hinausreichen können.
Beispiel:
„Papa, ich mache es für dich“ Eine Frau nahm an einer Gruppe teil, weil sie wegen der Auffälligkeiten ihres 7-jährigen Sohnes sehr belastet und überfordert war. Der Junge war gegen jedermann äußerst aggressiv aus dem Gefühl heraus, seinerseits ständig angegriffen und herunter gemacht zu werden, so daß er angespannt in dauernder Verteidigungshaltung verharrte und sich bis zu den Zähnen mit allen Arten von Waffen umgab. Alle Einschulungsversuche waren deswegen bisher gescheitert. Schon bald nach seiner Geburt habe sein Vater „im Spaß“ prophezeit „Der wird mal mit Bomben schmeißen“, um die Familie dann im 5.Lebensjahr des Buben wegen dessen für den Vater unerträglichen Verhaltens zu verlassen. Seine Frau war ihm deswegen sehr böse, und sie wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. Ein Lösungsweg konnte sich auftun, als in die Aufstellung von Mutter, Sohn und Vater dessen Vater dazugestellt wurde. Von diesem war der Vater während seiner Kindheit und Jugend auf üble Weise gewalttätig mißhandelt worden, und der Vater des Jungen war bis heute passiv geblieben und hatte diese Erfahrungen in sich als ein mächtiges unbewußtes Konglomerat von Angst, Haß und verzweifelter Liebe vergraben und war so in der inneren Haltung des ohmächtigen Opfers stehengeblieben. In der Aufstellung war der Vater erleichtert, als sein kleiner Sohn sich schützend vor ihn stellte, dem Großvater gegenüber, und sagte „Papa, ich mache das für dich.“ Auch der Junge fühlte sich in diesem Augenblick „richtig“ und gewissenhaft, so als ob nur er die Aufgabe erfüllen könnte, dem Großvater entgegenzutreten und stellvertretend für den Vater dessen inneren „Kriegszustand“ auszutragen. Als aber das Verrückte dieses familiären Lösungsversuches am Licht war, wollte der Vater seinen Sohn entlasten und sich selbst der fälligen Auseinandersetzung stellen. Seine Frau konnte für einen Augenbiick über ihren Schatten springen und, auch ihrem gemeinsamen Kind zuliebe, ihren Mann ohne Groll ansprechen, was diesem sehr wohltat. Als der Junge die Erwachsenen so miteinander sprechen sah, verlor er das Interesse „an dem Ganzen da“, entspannte sich und wandte sich in eine andere Richtung „… zum Spielen“.
In diesem Beispiel sehen wir eine der Wirkungen der ursprünglichen Liebe des Kindes: wir versuchen als Kind unseren Eltern deren Lasten – sei es Erlittenes oder Schuld – abzunehmen in der unbewußten Vorstellung, sie auf diese Weise davon zu befreien und als ihr Kind einer tief empfundenen Verpflichtung nachzukommen. Diese ursprüngliche Liebe ist unbewußt und blind. Ich nenne sie die „dunkle Liebe“, die trotz guter Absichten, zu schlimmsten „Lösungen“ führt. In unserem Beispiel trug der kleine Sohn die unerträgliche Anspannung seines Vaters – mit der die Familie dann auseinanderbrach. Im wissenden Feld einer Aufstellung können zunächst die schlimmen Ereignisse und Kräfte ebenso wie die daraus hervorgehenden Wirkungen der dunklen Liebe ans Licht kommen. Gelingt das, geht von dieser Einsicht ein starker Wandlungsimpuls zum Guten aus: Wir dürfen fremde Lasten den Eltern (oder wen immer es betrifft) zurückgeben und ihnen gerade dadurch Liebe und Wertschätzung entgegenbringen, daß wir unser eigenes Leben aufblühen lassen. Und den Eltern wird die Würde wieder zugestanden, ihre Bürde selbst zu tragen. Diese sehende oder „lichte Liebe“ verzichtet auf die falsche Größe, das Schicksal unserer Eltern und Vorfahren schultern zu können. Die lichte Liebe bescheidet sich mit dem, was uns gegeben wurde und macht das Beste daraus. Dieser Vorgang schließt oft auch Menschen ein, mit denen wir nicht verwandt sind, die aber durch Herzensbindung zu unserer Familie gehören. Davon, und daß uns die neugewonnenen Einsichten u.U. vor anspruchsvolle Aufgaben stellen, handelt das nächste Beispiel.
Beispiel:
„Wer bin ich denn dann?“ Eine andere Frau erlebte in einer Aufstellung, daß sie unbewußt das Schicksal der früheren Verlobten ihres Vaters nachahmte: Sie führte ein einsames Leben, fühlte sich oft verkannt und übersehen und mußte wie die Verlobte des Vaters wegen einer medizinisch unklaren Lähmung der Beine von ihrem 14. Lebensjahr an im Rollstuhl sitzen. Diese ldentifizierung – ein sehr häufiges Phänomen in Familien – kam dadurch zu stande, daß die Verlobte vom Vater unter sehr verletzenden Umständen verlassen und später in der Familie totgeschwiegen und damit ausgeschlossen wurde. In Familien sorgt aber ein „Ganzheitsgewissen“ dafür, daß Ausgeschlossene, die durch Verwandtschaft oder tiefe Herzensbindung zur Familie gehören, von Nachkommenden der folgenden Generationen vertreten werden: So wird ihr Recht auf Zugehörigkeit stellvertretend gesichert, zum Leid der Kinder oder Enkel, denen dieses Los unbewußt zufällt. Als die Frau diese Zusammenhänge in der Aufstellung erkannt und der Verlobten des Vaters nun ihre Zugehörigkeit zur Familie von Herzen zuerkannt und sie um ihr Wohlwollen gebeten hatte, wurde sie von einem überwältigenden Freiheits- und Glücksgefühl ergriffen. Zugleich stellte sich eine Fülle von Einsichten über ihre bisherigen Lebenserfahrungen ein, die plötzlich Sinn machten. Voller Zuversicht verließ sie das Familienaufstellungs- Seminar. Einige Wochen später war ihre Zuversicht stiller geworden und wurde nun von einer tiefen Betroffenheit begleitet: „Es ist, als würde ich ganz neu laufen lernen, auf allen Gebieten. Auch meine Beine scheinen winzige neue Bewegungen machen zu können. Aber es ist jetzt auch so, daß ich die Gewißheit verloren habe, wer ich eigentlich bin, und das macht mir eine tiefe Angst: „Wenn ich nun nicht mehr die bin (die Verlobte des Vaters), wer bin ich denn dann?“
Durch die gute Lösung in ihrer Aufstellung war diese Frau nun vor die zentrale Frage vieler spiritueller Traditionen gestellt: „Wer bin ich wirklich?“, und wir können vielleicht erahnen, welch tiefer Wandlungsprozeß damit für sie begonnen hatte. Mit dem folgenden Beispiel gehen wir einen Schritt weiter. Zunächst erleben wir wieder die Wirkung der ursprünglichen, in ihren Auswirkungen aber dunklen Liebe – in diesem Fall zwischen Geschwistern. Dann aber kommen wir damit in Berührung, welche heilsamen Wirkungen von den zu uns gehörigen gestorbenen Familienmitgliedern ausgehen können.
Beispiel: Die toten Geschwister
In einer Gruppe berichtete eine 48- jährige Frau, daß sie vor kurzem eine sehr schwere Operation wegen einer organischen Fehlbildung erfolgreich überstanden habe und ihre bis dahin eingeschränkte Lebenserwartung nun ganz normal sei, und so habe sie nun viele Lebensjahre dazu gewonnen. Sie erzählte das in einer merkwürdig bedrückten Stimmung und bestätigte, daß sie sich gar nicht freuen könne und keine Dankbarkeit für das Geschenk ihrer Lebensverlängerung verspüre. Sie erzählte außerdem, wie sie von der Schwiegermutter immer wieder grob verletzend behandelt wird, ohne ihr das mit aller Klarheit zu untersagen, und daß es ihr auffiele, daß ihre 5 Kinder – 12 bis 23 Jahre alt – sich allesamt nicht recht aus dem Haus trauten, so als hingen sie an unsichtbaren Gummiseilen, die sie immer wieder zurück nach Hause zögen. In der Familienaufstellung wurde nun deutlich, daß zwei Geschwister der Frau im Kindesalter gestorben waren und daß sie von da an bis heute unbewußt auf ihr eigenes Leben verzichten wollte, um bei ihren Geschwistern zu sein und deren Schicksal zu teilen: Als ihre kindliche Liebe zu ihren beiden Geschwistern sich in der Familienaufstellung erfüllte und sie sich ganz nah zu diesen Toten stellte, war sie glücklich. Sie berichtete, daß sie sich Zeit ihres Lebens gefragt habe, „ach, wann ist es denn endlich vorbei“, und sie konnte erkennen, daß die schlechte Behandlung durch die Schwiegermutter ihrem Wunsch entgegenkam, fort zu wollen. Und sie konnte das merkwürdige Zu-Hause-Bleiben ihrer Kinder nun als deren Angst erkennen, die Mutter zu verlieren, wenn sie nicht in dichter Tuchfühlung mit ihr blieben und sie am Fortgehen hinderten. Die gute Lösung kam – wie so oft in der therapeutischen Arbeit mit Familien – von den Gestorbenen: Die beiden toten Geschwister wollten ihre Schwester nicht bei sich haben, sie schubsten sie liebevoll aber bestimmt weg von sich ins Leben und wollten ihr eigenes Schicksal alleine tragen. Das war wie ein Schock für die Frau, die sich in ihrem Todeswunsch so liebe- und teilnahmsvoll und so unschuldig gefühlt hatte. Als sie dann aber ihre Geschwister und ihr Schicksal mit großer Bewegung achten und deren Liebe und Segen für ihre eigenes Leben fühlen und in ihr Herz aufnehmen konnte, erwachte sie regelrecht zu der reiferen Liebe für ihre toten Geschwister, ihnen zu Ehren und zur Erinnerung das ihr verbleibende Leben erfüllt zu leben. Als die 5 Kinder dieser Frau, in Gestalt der Stellvertreter, diese Wandlung bei ihrer Mutter wahr nahmen, fiel es ihnen wie große Lasten von den Schultern, und sie fühlten sich frei, sich ohne Schuldgefühle in das Abenteuer ihres eigenen Lebens zu stürzen.
Wir können an diesen drei Beispielen bereits einige der psychotherapeutischen Möglichkeiten erkennen, die in Familienaufstellungen liegen. In erster Linie sind es intensiv erlebte Einsichten in die Hintergründe von seelischen und psychosomatischen Beschwerden, die durch Aufstellungen auf unmittelbar überzeugende Weise zugänglich werden. Dazu gehören Angstzustände oder depressive Belastungen, Lebensmüdigkeit und Selbstmordimpulse, Scheitern in Liebesbeziehungen und im Beruf, psychosomatische Erkrankungen oder körperliche Krankheiten – all das oft verbunden mit dem Gefühl, sich aus Bindungen an die Herkunftsfamilie trotz größter Anstrengung nicht befreien zu können, fremde Lasten zu tragen oder gar von etwas Wesensfremdem besessen zu sein. Wenn außerdem schon ernsthafte psychotherapeutische Versuche unternommen wurden aber relativ erfolglos geblieben sind, können Aufstellungen vielleicht eine leidvolle Verstrickung in familiäre Belastungen ans Licht bringen, deren Ursprung nicht selten drei, vier oder mehr Generationen zurückliegt und durch sorgfältiges Nachvollziehen in seinen krankmachenden Auswirkungen gemildert oder gelöst werden kann. Dabei ist es gut, sich klarzumachen, daß es relativ einfach ist, neue Einsichten in Aufstellungen zu gewinnen. Sich diese Einsichten aber zu Herzen zu nehmen und sie in seinem Leben zu verwirklichen – das ist ein langer Wachstumsprozeß voller Herausforderungen, deren Bestehen uns durchaus mehr abverlangen kann, als im vertrauten Leiden einfach weiter zu verharren. Aufstellungen sind also keine Kurztherapie, die andere bewährte Psychotherapien überflüssig macht. Familienaufstellungen bereichern und ergänzen das bisherige therapeutische Feld durch neue, gelegentlich sehr weitreichende Einsichten, die manchmal unmittelbar und nachhaltig entlasten, die aber oft mit viel Arbeit verbunden sind, wenn sie ihren vollen Segen entfalten sollen. Auch die Frau in unserem letzten Beispiel mußte einen tiefen Wandlungsprozeß durchlaufen, um ihr früh eingeschränktes Leben wieder zu entfalten und ihr neu-gewonnenes Glück in ihrem Leben zum Leuchten zu bringen. Und dabei mußte sie z.B. auf eine liebgewordene Resignation, auf „die Faulheit des Unglücklichen“ verzichten lernen, so daß sie mehr als einmal seufzte: „Wie mühsam – und wie lohnend!“ Das folgende Beispiel führt uns nun noch weiter über die Grenzen des Individuums und des engeren Familienverbandes hinaus. Wir erfahren von der Verbindung mit Menschen, die wir nicht kennen und von denen wir im üblichen Sinn nichts wissen, mit denen wir aber durch die großen geschichtlichen Ereignisse wie in einer Schicksalsgemeinschaft verbunden sind.
Beispiel:
Die Kriegsopfer: „Ich sehe euch jetzt“
Ein Ehepaar besuchte ein Aufstellungs- Seminar wegen seiner Sorge um ihr jüngstes Kind, ihre 20-jährige Tochter. Sie hatte nach einer Frühgeburt eine Ieichte Spastik, die durch intensive Übungsbehandlung ohne körperliche oder psychische Folgeschäden ausgeheilt werden konnte. Ohne ersichtliche familiäre Gründe geriet sie dann in den vergangenen Jahren immer wieder in äußerst gefährliche Verfolgungssituationen durch militante Gangs und wurde dabei mehrfach vergewaltigt. Nur ein Wohnortwechsel und ein längerer Klinikaufenthalt konnten sie vorerst davon abschirmen und zur Ruhe kommen lassen. In der Aufstellung waren alle Familienmitglieder in eine Richtung hin ausgerichtet, wo „nichts“ war. Das tastende Mitgehen mit den auftauchenden Informationen und die begleitenden energetischen Hinweise bei den Stellvertretern führten zum Großvater mütterlicherseits, der von 1939 bis 1945 überwiegend an der russischen Front im Krieg und anschließend noch 4 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft gewesen war. Seine Tochter, die am Seminar teilnehmende Mutter der jungen Frau, berichtete, daß er als gebrochener Mann Heim gekehrt sei und über seine Erlebnisse nie gesprochen habe. In den leeren Raum der Aufstellung, wo alle hingeschaut hatten, kamen nun der Großvater und 3 Stellvertreter, 2 Männer und eine Frau, für die Menschen, die er überlebt hatte: deutsche und russische Soldaten, russische Zivilisten. Als die belastete Tochter diese Kriegsopfer sah, fühlte sie sich sofort stark zu ihnen hingezogen, stellte sich neben sie, wurde dort ruhig und sagte „Ja, hier gehöre ich hin“. Allen Anwesenden wurde unmittelbar klar: die schlimmen Gewalterfahrungen im gegenwärtigen Leben der Tochter waren Ausdruck ihrer Verbundenheit mit den Kriegsopfern, mit denen sie fühlte und lebte, als sei sie eine von ihnen.
Psychologie heute, Heft 7/2003
Als der Großvater in der Aufstellung noch langem Ringen den Toten in die Augen schauen und sich auch ihrem Blick öffnen konnte, als er sich tief vor ihnen verneigen und durch diese Achtung die schwere Last seiner Überlebensschuld mildern konnte, und als er sich schließlich zu ihnen stellte und spürte, daß ihn mit ihnen eine tiefe Schicksalsgemeinschaft verband, begann Frieden und Wohlwollen in den bis dahin erstarrten Kriegstoten aufzusteigen. Die Familienmitglieder waren entlastet, vor allem die Tochter. Für sie war es schließlich besonders wichtig, sich zusammen mit ihrer Mutter und ihren 4 älteren Geschwistern vor den Kriegsopfern zu verneigen, vor allem vor der Stellvertreterin der umgekommenen Frauen, so als ob zu ihr eine besondere Verbindung bestünde, kam diese Frau erst mit dieser Geste der Achtung ganz zur Ruhe und konnte der Bitte der Tochter entsprechen „Ich sehe euch jetzt, wie ihr gelitten habt. Bitte gebt mir und meiner Familie euer Wohlwollen und euren Segen. Wenn mein Leben jetzt glücklicher wird, dann sollt ihr darin eine Quelle für Gutes sein.”
ln dieser Aufstellung ist angedeutet, wie Kriegsfolgen in den Seelen der Beteiligten und ihrer Nachkommen weiterwirken können, ebenso, wie vielleicht Versöhnung beginnen kann. In seinem letzten Buch „Der Abschied – Nachkommen von Tätern und Opfern stellen ihre Familien“ bringt Bert Hellinger diese Erfahrung auf das Wesentliche: „Wie Jakob, als er den Jabbok überquerte, den Engel, der mit ihm rang, nicht lassen konnte, bis er von ihm gesegnet war, so können die Nachkornmen der Täter und Opfer – und in einem weiteren Sinne auch wir – diese Toten nicht eher lassen, bis sie durch unseren Schmerz geehrt und wir durch sie gesegnet sind. Dann ziehen sie sich still zurück, und wir ziehen frei, wenn auch gezeichnet, mit all unserer Habe über den Fluß, der uns für eine Weile von ihnen jetzt trennt.“
Gerade in Aufstellungen von besonders schweren Schicksalen erfahren wir unwillkürlich Ehrfurcht, Andacht, Stille, Schönheit und auch Heiligkeit, die mit dem „ja, so ist es“ einer Lösung einhergehen kann. Lösungen verbinden uns mit tragenden Zusammenhängen, die weit über unser persönliches Vermögen hinausgehen, die wir erfahren aber nur unzureichend beschreiben können. Von einigen Aspekten dieser „Weite“ des wissenden Feldes und von ihrer praktischen Bedeutung soll nun die Rede sein.
Der zweite Reichtum des wissenden Feldes: seine Tragweite – und wie es uns trägt
Vor einiger Zeit fand ich ein Gedicht ohne Titel von Hugo von Hoffmannsthal, das ich mir am Ende meiner Schulzeit abgeschrieben hatte und das mich jetzt, nach 35 Jahren, sofort in seinem tiefen Verständnis berührte:
Manche freilich müssen drunten sterben wo die schweren Ruder der Schiffe streifen, Andre wohnen bei dem Steuer droben, Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne, Manche liegen immer mit schweren Gliedern Bei den Wurzeln des verworrenen Lebens, Andern sind die Stühle gerichtet Sei den Sibyllen, den Königinnen, Und da sitzen sie wie zu Hause, Leichten Hauptes und leichter Hände. Doch ein Schatten fällt von jenen Leben In die anderen Leben hinüber, Und die leichten sind an die schweren wie an Luft und Erde gebunden: Ganz vergessener Völker Müdigkeiten Kann ich nicht abtun von meinen Lidern. Noch weghalten von der erschrockenen Seele Stummes Niederfallen ferner Sterne, Viele Geschicke weben neben dem meinen, Durcheinander spielt sie alle das Dasein, Und mein Teil ist mehr als dieses Lebens schlanke Flamme oder schmale Leier.
Nichts geht verloren Mit großer Klarheit hat von Hoffmannsthal eine zentrale und immer wieder erstaunliche Erfahrung in Familienaufstellungen beschrieben: Wir sind nicht nur verbunden mit unseren Nächsten, die wir kennen und von denen wir wissen sondern mit allen Geschicken, die einmal waren – und womöglich: einmal sein werden. In Aufstellungen entfaltet sich der zeitlose Raum des „Alles ist jetzt“, in dem sich die wesentlichen Ereignisse und Kraftströme aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsmöglichkeit in einem dynamischen „Bild“ vereinen. In Aufstellungen entdecken wir neu die von Alters her immer wieder formulierte Erfahrung eines universellen Feldes, in dem alles, was war, ist und sein wird, bewahrt ist. Im Bewußtsein, daß jede Benennung es falsch begrenzt, wurden diesem „Feld“ doch immer wieder Namen gegeben wie „Akasha“, „Tao“ oder auch „stammesgeschichtliches Gedächtnis“ (Sigmund Freud), „kollektives Unbewußtes“ (Carl Gustav Jung). Wie im letzten Beispiel schon angedeutet geht es dabei nicht um weltferne Esoterik, sondern um etwas höchst Konkretes mit tiefgreifenden Auswirkungen nicht nur auf Einzelne und Familien sondern auf ganze Völker und Nationen. Viele der gegenwärtigen Kriege und der Verfolgung von Volksgruppen haben ihre Wurzeln in weit zurückliegenden Erfahrungen von Gewalt und deren blinder Wiederholung, z.B. im früheren Jugoslawien, in Irland oder in Afrika. Beispiel: Die Gegenwärtigkeit der Kreuzzüge 1981 scheiterte der Attentatsversuch des Türken Mehmet Ali Agca auf Papst Johannes-Paul II. In einem Brief erklärte der Attentater „Ich habe mich entschlossen, Papst-Johannes-Paul II. zu töten, den obersten Feldherren der Kreuzzüge.“ In der arabischen Welt bleiben die 8 Kreuzzüge zwischen 1096 und 1270 als ein schwerer aggressiver Akt des Christentums gegen den Islam gegenwärtig und können, wie im Beispiel des Papstattentates, noch nach mehr als 700 Jahren nach blindem Ausgleich drängen. Auch in der Psychotherapie wächst das Bewußtsein für solche weitreichenden Zusammenhänge, deren Beachtung zu erstaunlichen Heilungen führen kann. Die französische Psychologie-Professorin Anne-Ancelin Schützenberger fand bei schwer körperlich und psychosomatisch erkrankten Patienten durch genaues Nachforschen Vorfahren, die währernd der französischen Revolution – also vor ca. 200 Jahren – unter schlimmen Umständen umgekommen und, wie sie sagt, „nicht betrauert“ waren. Als dieser Ahnen innig gedacht wurde und sie so gewürdigt waren, konnte sich die unbewußte Teilhabe an ihrem Schicksal auflösen und die Krankheitssymptome verschwanden dauerhaft.
Wie Lebende und Tote einander heilen können
Wir haben an einigen Beispielen erfahren, daß Heilung oft von den Toten ausgeht, wenn ihnen achtsam Raum gegeben wird. Wir wissen ja nicht, wo die Toten „wirklich sind“, doch legen uns Familienaufstellungen nahe, daß sie und lhr Schicksal in dem gleichen zeitlosen Raum wie wir selbst aufgehoben und wirksam sind. Die Toten bleiben unruhig, unerlöst und bedrängend gegenwärtig, wenn die Lebenden das Leben und das Schicksal der Gestorbenen nicht sehen und achten. Dann können Tote zu rastlosen Geistern werden, die mit schweren Träumen und mit Krankheiten auf sich aufmerksam machen. Und sie bleiben unruhig, wenn wir es ihnen verweigern, daß sie uns, den Lebenden, ihr Wohlwollen und ihren Segen geben.
Beispiel:
Der Segen des Schuldigen
Ein Gruppenteilnehmer hatte in einer Aufstellung einen Vater vertreten, der im Krieg an seiner Familie und an Zivilisten schuldig geworden war. In der Familie kehrte erst Ruhe ein, als dieser Vater die Familie ganz verließ – in der Aufstellung dadurch, daß er den Raum verließ und die Tür hinter sich schloß. Nach Abschluß der Aufstellung konnte der Stellvertreter dieses Vaters während des folgenden Tages nicht aus seiner Rolle herauskommen, er fühlte sich angespannt, schuldbelastet und diffus wütend, als sei ihm etwas vorenthalten worden. Wir stellten ihn als den Vater zusammen mit seiner Familie noch einmal auf. Sofort spürte der Stellvertreter des Vaters, was noch fehlte, und er sagte: „Ich habe viel Schlimmes getan, und das muß ich selbst tragen, auch wenn das sehr schwer ist. Aber ich habe doch auch ein Herz, und bitte, nehmt mein Wohlwollen für euch an und meine guten Wünsche für euch alle, sonst kann ich keinen Frieden finden.“ Als die Familie diesen Segen des Vaters aufnehmen konnte, wurde er ruhig, zog sich zurück und wollte seine Lasten mit sich nehmen. Der Stellvertreter konnte sich anschließend entspannen und wieder zu sich kommen. Viele, die Familienaufstellungen durchführen, erleben in den letzten Jahren in Aufstellungen eine ganz starke Zunahme der Themen „Krieg und Verfolgung“, so als sei es erst jetzt möglich, sich der Wucht der Erfahrungen des 2. Weltkrieges auf eine gute Weise zu stellen. Ich habe den Eindruck, daß es – vielleicht sogar weltweit – ein langsam wachsendes Gewahrsein gibt von der innigen Verbindung zwischen denen, die Vorteile hatten und denen, die dafür bezahlen mußten. Gemeint sind Vorteile wie das Überleben, materieller Gewinn, bessere Entwicklungschancen oder Ansehen und Gesundheit – und das gilt in Familien ebenso wie im Arbeitsbereich, in Organisationen, in Volksgruppen und Nationen. Von Aufstellungen in den USA weiß ich, daß dort die Einbeziehung der Leidtragenden einer rücksichtslosen kapitalistischen Ausbeutung und Machtbehauptung wie die Schwarzen, die Indianer oder Vietnamesen für die Lösung von seelischem und körperlichem Leiden in amerikanischen Familien entscheidend sein können. Und wie auch hier eine wechselseitige Heilung zwischen Lebenden und Toten, Tätern und Opfern möglich wird und damit die blinde und endlose Wiederholung von Täter-Opfer- Zirkeln im Lebenskreis der betroffenen Menschen einmal zur Ruhe kommen kann. Zum Abschluß möchte ich noch von den Einstellungen sprechen, die uns helfen können, Antwort und Führung von jenem tragenden wissenden Feld zu empfangen und in unseren Familien und Lebensgemeinschaften gute Lösungen zu finden.
Wie das wissende Feld uns antwortet und uns führt
Daß wir aus größeren Zusammenhängen heraus Antworten bekommen und geführt werden, ist eine alltägliche, häufig aber nur wenig bewußte Erfahrung. Das Kraftfeld der Familienaufstellung ist ein Bereich, in dem wir diese Tatsache erleben und ihre Wahrnehmung einüben können, so daß sie auch in vielen anderen Lebensbereichen fruchtbar werden kann. Neben Fachwissen und Erfahrung ist vor allem die Haltung von einer wachen und vertrauensvollen Hingabe an Neues, Unbekanntes, Überraschendes hilfreich, um wahrzunehmen, was ist. So kann das, was in dieser Familie wirkt – die Wirklichkeit dieser Familie – im Guten wie im Schlimmen in Erscheinung treten, unbehelligt von unserem Urteil. Es ist eine wunderbare Erfahrung in Aufstellungen, wie der Verzicht auf persönliche Meinungen und Absichten uns zu Medien einer Weisheit macht, die uns das Feld zur Verfügung stellt. Wir dürfen uns dann an den schönen Wirkungen dieses Vorgangs freuen im Bewußtsein, daß wir lediglich Instrumente für diese Weisheit, nicht aber ihr Autor sind. Mit diesem Bedeutungsverlust geht als Belohnung aber oft ein Lebensgefühl größerer Leichtigkeit und Heiterkeit einher. Aufstellungen lehren uns, daß wissende Felder uns auf der Ebene antworten, auf der wir sie fragen. Wir treten in Wechselwirkung mit dem Feld dort, wo wir selbst stehen. Wenn wir bereit sind zu neuer Einsicht und aus unserem Herzen heraus fragen, so macht das Feld uns einsichtiger und weiser, als wir es zuvor waren – so daß wir gelegentlich überrascht sind, was da plötzlich aus uns herausgekommen ist. Ein kleines Beispiel soll das erläutern:
Beispiel:
„… dann kann ich’s halten“
Eine Frau stellte wegen ihres bettnässenden 13-jährigen Sohnes ihre Gegenwartsfamilie auf. Sie hatte es sich angewöhnt, ihre großen Belastungen im Zusammenhang mit ihren chronisch nervenkranken Eltern ganz alleine zu tragen und erlebte nun in der Aufstellung ihre Überforderung und ihren Wunsch nach Halt, den ihr Mann ihr sehr gerne gab. Als der 13-jährige Junge dieses Bild sah, lebte er auf und strahlte – und so legte er, legte das Feld mir die Lösungsworte förmlich in den Mund. „Mama, wenn du dich vom Papa halten läßt, kann ich’s halten.“ Die den Jungen behandelnde Therapeutin nutzte dieses Lösungsbild als Leitvorstellung für ihre weitere Arbeit und berichtete von einem drastischen Rückgang des Bettnässens. In vielen anderen Lebensbereichen können wir ähnliches erleben. Sobald wir mit unserem Ich zurücktreten, machen wir Platz für ein Feld größeren Wissens. In der Kunst etwa finden wir dafür eindrückliche Beispiele. So merkte Goethe einmal zu seinen Gedichten an: „Nicht ich singe meine Lieder, sondern ich werde von ihnen gesungen.“ Und Jurek Becker sagte im März 1997 in seinem letzten Interview, 4 Wochen vor seinem Tod: „Ich lese manchmal Texte von mir und komme zu dem Schluß: eigentlich sind diese Texte intelligenter als ich es bin. Und ich frage mich, wie das möglich ist – ich habe sie doch geschrieben, da war kein Dritter in dem Geschäft dabei.“
Wissendes Feld – Geistiges Heilen – Spirituelle Medizin
Geistiges Heilen hat mit dem zuletzt beschriebenen Vorgang zu tun: Instrument werden für überpersönliche Kräfte, die zu neuer Einsicht, Linderung oder Heilung führen können. Familienaufstellungen sind in diesem Sinn ein wunderbares Beispiel von den Möglichkeiten geistigen Heilens. Vorerst scheinen Begriffe wie „Geistiges Heilen“ oder „spirituelle Medizin“ noch exotisch, fernab von Alltagserfahrungen. Tatsächlich gibt es zahllose Beispiele dafür im alltäglichen Leben, die lediglich andere Namen tragen, aber den gleichen Gesetzlichkeiten folgen. Jeder von uns kennt sogenannte einfache oder unscheinbare Menschen, die uns in ihrer Hingabe an die Gegebenheiten, ihrer Liebe und Freundlichkeit und ihrer Bescheidenheit Lehrer sind. Und – die Katze fällt immer auf die Füße – so bleibt das mächtigste Mittel, geistiges Heilen in der Öffentlichkeit mehr zur Geltung zu bringen, die Entfaltung unserer eigenen Herzensqualitäten. Nur dann haben die notwendigen politischen und Verbandsaktivitäten die Kraft und die Klugheit, erfolgreich zu sein. Daß die Medizin langfristig nur als eine spirituelle Medizin überleben wird, scheint mir gewiß. So stellt etwa der Arzt Larry Dossey in seinem schönen Buch „Heilende Worte – Die Kraft der Gebete und die Macht der Medizin“ die Prognose, daß es in absehbarer Zukunft ein ärztlicher Kunstfehler sein wird, Gebete in der Krankenbehandlung nicht einzusetzen. Mein Wunsch ist es, daß Familienaufstellungen zu dieser guten Entwicklung einen Beitrag leisten können.
Jahrgang 1943, verheiratet 2 Kinder, Psychotherapeutische Praxis in Würzburg Ausbildung und berufliche Tätigkeit: Facharzt für Psychotherapeutische Medizin. Lehr- und Kontrollanalytiker DPG (Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft), DGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychosomatik und Tiefenpsychologie), DAGG (Deutscher Arbeitskreis für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik). Ausbildung in Hypnotherapie nach Milton Erickson. Fortbildungen in Gestalttherapie, Körpertherapie, Musiktherapie und Holotropem Atmen. Seit 1987 Fortbildung bei und in Zusammenarbeit mit Bert Hellinger zu Systemischer Familientherapie. Psychotherapeutische Praxis, Einzel-, Gruppen-, Paar- und Familientherapie. Einzelsupervision, Supervision von psychosozialen Beratungsstellen und psychosomatischen Kliniken. Seminare zu Systemischer Familientherapie in Familienaufstellungen und Organisationsaufstellungen in Deutschland, England, Schweden und Dänemark. Fortbildung und Supervision von Psychotherapeuten in Systemaufstellungen. Lehrauftrag an der Universität Gesamthochschule Kassel zu Systemaufstellungen in der Supervisorenausbildung. Literaturhinweise: Gunthard Weber (Hrsg.): Zweierlei Glück – Die Systemische Psychotherapie Bert Hellingers. Carl-Auer-Systeme-Verlag, 1993 Bert Hellinger: Ordnungen der Liebe. Carl-Auer-Systeme-Verlag, 1994 Bert Hellinger: Der Abschied – Nachkommen von Tätern und Opfern stellen ihre Familien. Carl-Auer-Systeme-Verlag, 1998 Albrecht Mahr: Die Weisheit kommt nicht zu den Faulen – von Geführtwerden und Technik in Familienaufstellungen. In: G. Weber (Hrsg.): Praxis des Familienstellens. Carl-Auer-Systeme-Verlag, Heidelberg, 1997 Albrecht Mahr: Ein Plädoyer für’s Innehalten – Systemische Familienaufstellungen bei Trennung und Scheidung. ln: Armin Beuscher u.a. (Hrsg.): Gewagtes Glück. Verlag neues buch, 1998 Thomas Schäfer: Was die Seele krank macht und was sie heilt. Die psychotherapeutische Arbeit Bert Hellingers. Droemer Knaur-Verlag, 1997 Larry Dossey: Heilende Worte. Die Kraft der Gebete und die Macht der Medizin. S. Martin-Verlag, 1995
Dr. med. Albrecht Mahr
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