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Das Interview

2011-01-Interview1

Melanie Göldner für den VFP im Gespräch mit der WDR-Moderatorin Désireé Bethge

fotolia©April CatViele Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie lernen diesen Beruf nicht am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn. Sie sind Ingenieure, Sozialpädagogen, Lehrer, Bürokaufleute, Führungskräfte, Betriebswirtschaftler. Désireé Bethge ist uns bekannt als Moderatorin, die 1988 als neuer Frauentyp und Moderatorin mit Starqualität vom WDR (Westdeutscher Rundfunk) angepriesen wurde und seither in politischen und gesundheitlichen Themen zu Hause ist.

Melanie Göldner: In welchen Bereichen waren Sie genau tätig, bevor Sie Heilpraktikerin für Psychotherapie geworden sind?

Désireé BethgeDésireé Bethge: Ich bin von Haus aus Pädagogin, habe ein Staatsexamen und Magister. Seit meinem Studium war ich immer fragend unterwegs: Wie funktionieren Leute? Warum macht jemand was? Wieso verleugnen Menschen Erfahrungen aufgrund einer Autorität?

Der Journalismus vereinte für mich beides: Fragen und Neugier. Dort war ich lange tätig. Parallel dazu habe ich im Coaching und Training gearbeitet – Ausbildung von Journalisten und Coaching und Training von Managern, Beratung nach dem Hildesheimer Gesundheitstraining für Onkologiepatienten und Prävention, Seminare für Auftreten, Stimme etc.

Auch im Coaching geht es wieder darum, Muster, die mal Sinn gemacht haben, zu erkennen und zu verstehen, damit sie verändert werden können. Beispiel: Ich weiß vielleicht, dass Perfektionismus Quatsch ist, kann mich aber trotzdem nicht davon trennen, weil dieser Glaubenssatz so stark ist. Allein das Wissen reicht eben nicht, um sich verändern zu können. Deshalb hat sich mir die Frage gestellt: Wie kommt jemand von seinem teilweise derart manifesten gelernten Verhalten zu mentalen Veränderungen, die ein neues Verhalten ermöglichen – der Weg von A nach B sozusagen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Heilpraktikerin für Psychotherapie zu werden?

Das war für mich die logische Folge. Für meine Coaching- und Beratungsarbeit habe ich schon viele Ausbildungen gemacht: Hypnose, neurolinguistische Psychotherapie. In anderen Ausbildungsrichtungen bin ich zertifiziert: energetische Psychotherapie, Kinesiologie, lösungsfokussierte Kurzzeittherapie. Ich war schon auf dem Weg zum Heilpraktiker für Psychotherapie, ohne es zu wissen.

Gibt es einen gegenseitigen Nutzen bei Ihrer bisherigen und Ihrer neuen Tätigkeit?

Klar. Es war immer Arbeit mit Menschen. Coaching hat ohnehin Schnittmengen mit Therapie, es kann immer auch um tiefer sitzende Themen gehen. Auch deshalb war der Heilpraktiker für Psychotherapie notwendig geworden, um auch mit solchen Themen kompetent umgehen zu dürfen. Zum Beispiel kann eine Managerin kurz vor dem Burnout stehen, ein Manager eine Sozialphobie haben etc.

Sind Sie eigentlich im Bereich Moderation noch tätig?

Ja, ich mache einen Talk bei der Techniker Krankenkasse. Da rede ich mit Leuten zu Gesundheitsthemen wie Sucht, Stress, Mobbing. Was ist das, was gibt es für Möglichkeiten, wie kann man dagegen vorgehen? Und da ich die Techniker Krankenkasse für eine gute Krankenkasse halte, kann ich das auch gut vertreten. Ich hab immer viel im Bereich Politik und Gesundheit gemacht.

[Die Sendungen sind bei der TKK zu sehen: https://www.tk.de/tk/leistungen-und-service/tk-tv/tk-talk/172510, Anm. d. Red.]

Was gehört zu Ihrem „Handgepäck“?

Bei jedem Coaching und mit jedem Klienten bin ich 150 Prozent da. Das zeichnet mich aus. Ich kann sehr gut Beziehungen aufbauen. Mir liegt sehr viel an dem Menschen. Das Interesse und die Wertschätzung, die ich ihm entgegenbringe, machen es leicht, eine Beziehung aufzubauen. Nach meiner Überzeugung ist jeder Spezialist in seinem Bereich: Der Klient in seinem Leben, Job und allem, was dazugehört, und ich in meinen Methoden. So begegnen wir uns auf Augenhöhe, jeder auf seinem Gebiet. Das ist eine gute Basis. Respekt und Wertschätzung, gemeinsam arbeiten und da sein, das ist wichtig. Dieses von oben herab kann ich gar nicht leiden. Und die Grundannahme, dass jeder nach seinen Möglichkeiten versucht, das Beste zu tun, und dass sein Verhalten seinen Grund hat, das ist wichtig. Dass er bislang noch keine Lösung gefunden hat, liegt nicht daran, dass er zu dumm oder böswillig ist, sondern schlicht daran, dass er die Ressourcen, die er dazu braucht, noch nicht gefunden hat. Aber er hat sie in sich.

Welchen Einfluss hat Ihr hoher Bekanntheitsgrad auf den Kontakt mit Ihren Klienten?

Ich wohne ja hier in einem kleinen Ort auf dem platten Land. Und da haben mich die Leute angesprochen: „Wen hamse denn diesmal im Studio?“. Das fand ich echt witzig. Beeindruckt sind die Leute glaub ich nicht. Ich denke, was die ganz gut finden ist, dass sie auf die TK-Seite gehen und sich die Désirée angucken können. Dass sie schon mal gucken können, mit wem sie es da zu tun haben und wie die so ist. Einfach die Temperatur schon mal vorfühlen. Das, was man sonst im Erstgespräch macht. Ist ganz praktisch.

Mit welchen Themen komme ich als Klientin zu Ihnen in die Praxis?

Im Moment kommen alle und wollen abnehmen. Ich mach das super gerne und schon lange, das macht mir richtig Spaß und jetzt im Frühjahr ist ja auch die richtige Zeit. Ich arbeite mit Elementen aus dem NLP, aus dem Hildesheimer Gesundheitstraining und der Hypnose und hab da so ein Programm zusammengestellt, das supergut funktioniert. Und es macht mir Freude, weil das Thema selbst so doof ist. Ich bin darauf gekommen, weil so viele meiner Freundinnen über nichts anderes geredet haben. So ein „Ich müsste mal“-Thema. Und damit wir auch mal wieder über was anderes reden können, hab ich das Programm entwickelt. So kam das.

Wie funktioniert das?

Es geht darum, neue Bahnen im Gehirn zu trainieren. Wenn ich mich zum Beispiel immer für irgendwas belohne, dann kann ich das auch umfunktionieren. Ich erstelle dafür ganz individuelle Trancen, die ich den Klienten nach der Sitzung mitgebe und die sie dann immer wieder hören können. Es verändert sich was im Kopf und zwar dauerhaft, ohne dass ich mich zwingen und quälen muss. Ich mache sogar für mich selbst Trancen. Es muss emotional besetzt sein, mit den Worten und Gefühlen der Klienten, damit sie das leicht für sich annehmen können. Das macht Spaß. Aber das kennen Sie ja, brauch ich Ihnen ja nicht zu erklären.

Ansonsten kommen sie zu mir, wenn sie seelische Unterstützung bei Krebs suchen, Ängste haben, Stress, depressive Verstimmungen, mit Krisen: wenn ihr Mann sie verlassen hat, sie mit dem Chef nicht zurechtkommen, mit den Kindern Probleme haben ... ein weites Feld. Das Hildesheimer Gesundheitstraining hilft, die Immunsystemkräfte zu stärken. Teilweise individualisiere ich das. Ich arbeite viel mit Frauen, die Brustkrebs hatten. Das Körperliche ist eine Seite, aber wie geht’s dem Menschen dahinter, wie kann sie umgehen mit Wut, Zorn, Trauer, Gefühl als Frau?

Der klassische Arbeitsalltag von Désirée Bethge, wie sieht der aus?

Der sieht so aus, dass ich etwa drei halbe Tage als Heilpraktikerin für Psychotherapie arbeite, einen ganzen Tag in der Woche oder auch mal zwei unterwegs bin zu Seminaren oder zum Coaching.

In einem Wachstumsbereich zu arbeiten macht sicher Spaß? Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere am Heilpraktiker für Psychotherapie?

Es ist die Möglichkeit, frei mit den Klienten zu arbeiten, die sich entschieden haben, zu mir zu kommen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, die Bereiche wirklich groß, man kann sich mit Ärzten zusammentun, mit Kliniken Kontakt aufnehmen, mit anderen HP zusammenarbeiten, das sondiere ich noch.

Ich hab die Prüfung gerade erst gemacht. Im Moment profitiere ich von der Mund-zu-Mund-Propaganda, will aber auch noch mal Ihrem Tipp folgen und über Öffentlichkeitsarbeit durch die Zeitung werben. Dann bin ich dabei, mit einem Internisten Visionen für eine Zusammenarbeit zu entwickeln. Aber das ist alles auch eine Zeitfrage. Ich hab einen Mann, ein Haus, zwei Hunde und ein Pferd. Ich weiß manchmal nicht mehr, wie Freizeit geht. Veränderungen kosten Zeit, bis sie sich eingespielt haben und laufen. Du kannst nicht auf allen Hochzeiten tanzen, dann wirst du irre.

Welche Ziele haben haben Sie sich gesteckt?

Ich habe beschlossen, noch mal mit Bioenergetik zu arbeiten, da eine Ausbildung zu machen, weil mich das fasziniert. EMDR werde ich machen. Ich bin ja auch so ein Ausbildungsfreak. Ich muss immer gucken, was zu mir passt und wie das zu mir passt. Ich muss das sehen und sagen, das mach ich jetzt. Und was für mich echt noch mal ein Ziel ist, ist verstärkt das Hildesheimer Gesundheitstraining für Krebspatienten in Zusammenarbeit mit Schuldmedizinern zu etablieren, auch bei den Kassen. Und die Gewichtsreduktion auch so zu etablieren, dass man die Kassen dazu bewegen kann, das zu bezuschussen. Das ist ja ein großes Thema, das uns beschäftigen muss. Immer mehr Kinder, die übergewichtig sind, die Folgekrankheiten und -kosten.

Bei all den geschäftlichen Zielen, gibt es auch private Ziele?

Besser und besser und noch besser zu reiten. Ich reite schon ziemlich lange, aber lange nicht gut genug für meine Ziele.

Was mögen Sie sehr?

Lesen und zwar Fach- und andere Bücher, und tatsächlich Fortbildungen. Mit Freunden essen gehen, meine Hunde, Pferde. Das ist für mich wie Urlaub, Du tauchst völlig ein in eine andere Welt und denkst in der Zeit an nichts anderes. Ich reite ein bisschen Dressur. Mein Pferd ist zwar ziemlich alt, aber ich hab es lieb. Ich würde niemals ein Tier weggeben, auch wenn es alt ist.

Was mögen Sie überhaupt nicht?

Engstirnigkeit, Neid, Dummheit.

Ihr Lebensmotto?

Wenn ich sage „Man muss es tun“ verstehen das viele oft nicht. Aber eigentlich ist es das. Wenn man zaudert und überlegt und denkt „Ich würde gerne mal …“, sage ich immer „man muss es tun“, den Mut aufbringen, machen. Es gibt so viel Spannendes zu entdecken – man muss sich nur auf den Weg machen.