Skip to main content

Sonderfachtagung Thema Borderline

Störung auf zwei Beinen oder begabter Mensch?

fotolia©Photographee.euDie Angriffe von außen und insbesondere die Vorwürfe, die Behandlungsqualität sei bei uns nicht gewährleistet, haben uns veranlasst, Arbeit in Maßnahmen zur Qualitätssicherung zu investieren. Deshalb möchte der VFP in Kooperation mit den Paracelsus Schulen ein neues Fortbildungsformat aus der Taufe heben. Zukünftig soll es eine Reihe von Sonderfachtagungen zu praxisrelevanten Themen, spezifischen psychischen Erkrankungen und Weiterentwicklungen von Therapiemöglichkeiten geben.

Die erste Veranstaltung dieser Reihe findet am Freitag, dem 28. Sept. 2018, 11:00-18:30 Uhr in der Paracelsus Schule Hannover, Lister Straße 7 (PodbiPark) statt.

Es ist uns gelungen, drei namhafte leitende Oberärzte an psychiatrischen Kliniken zu verpflichten, die Vorträge halten und in Diskussion mit uns gehen werden.

Unsere Kollegin Sabine Thiel, VFP-Mitglied und Heilpraktikerin für Psychotherapie, die sich auf die Behandlung von Borderline-Patienten spezialisiert hat und sehr engagiert Öffentlichkeitsarbeit zum themengebenden Störungsbild betreibt, wird mit zwei hochinteressanten Workshops einen Einblick in die Wahrnehmungswelt von Menschen mit einer BPS geben und ein von ihr entwickeltes therapeutisches Spiel vorstellen (Sydeby-Syde).

fotolia©Photographee.euIn der abschließenden Podiumsdiskussion werden Betroffene, Angehörige, Ärzte, Vertreter einer Krankenkasse, des Sozialpsychiatrischen Dienstes Hannover und des ambulant betreuten Wohnens zu Wort kommen.

Viele Menschen mit einer BorderlinePersönlichkeitsstörung haben noch immer gegen Stigma, Ausgrenzung, ja, regelrecht gesellschaftliche Ächtung zu kämpfen. Bei den ohnehin schon mangelnden Therapieplätzen werden viele Betroffene genau hier benachteiligt, weil häufig auch Therapeuten die Auseinandersetzung mit dieser besonderen Form einer psychischen Störung scheuen. Bei entsprechender Qualifikation können jedoch Heilpraktiker für Psychotherapie hier begleitend zur ärztlichen Therapie Hilfe leisten – der Bedarf ist allemal da.

Mit Elementen aus der kognitiven Verhaltenstherapie, mit achtsamkeitsbasiertem Vorgehen, der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) oder Elementen aus der Schematherapie sind auch Heilpraktiker für Psychotherapie in der Lage, Borderline-Patienten (immer m/w) zu begleiten, zu stärken und zu unterstützen. Psychologische Berater können sich in der Angehörigenarbeit hervortun, Selbsthilfegruppen leiten, Schwellenängste abbauen und Borderline-Patienten helfen, ihre Rechte bei z. B. Behörden oder der Familienhilfe durchzusetzen. Gerade hier gibt es häufig große Defizite, weil die Betroffenen vielfach gar nicht wissen, was ihnen an Hilfsangeboten zusteht. Da kann und muss dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden, wobei psychologische Berater sehr wertvolle Hilfestellung leisten können.

Unsere Veranstaltung am 28. September soll Basiswissen und Informationen zu Möglichkeiten der professionellen Hilfestellung vermitteln, aber auch Versorgungslücken aufzeigen, in denen der Einsatz von Heilpraktikern für Psychotherapie und psychologischen Beratern lohnend erscheint. Mit Ihren Qualitäten – Wertschätzung, Empathie und Engagement – können Sie an diesem Fortbildungstag neue Schwerpunkte für die Ausübung Ihrer Tätigkeit kennenlernen.

Natürlich kommen auch wir manchmal an unsere Grenzen, aber die bereits vorliegenden Erfahrungen zeigen: Mehrheitlich wird jedes Hilfsangebot dankbar aufgenommen. Und wie es ein Zitat der Borderline-Expertin Dr. Natalie Kirstein treffend ausdrückt: „Es ist durchaus schwieriger, aber auch umso faszinierender, statt eines Kleinwagens einen Rennwagen zu fahren.“

Anmelden können Sie sich hier: www.paracelsus.de/heilpraktikerschulen/hannover/ oder 0511/388 46 46

Für Betroffene, deren Angehörige, teilnehmende Referenten und gesondert geladene Gäste ist der Eintritt frei. VFP-Mitglieder, die mit ihrem Besuch Fortbildungspunkte erwerben möchten, zahlen vorab nach erfolgter Anmeldung pro Vortrag 5,- €, pro Workshop 20,- €.

Wir hoffen auf regen Zuspruch und wünschen uns speziell für die Eröffnungsveranstaltung unseres neuen Kanons mit diesem spannenden Thema den Besuch vieler interessierter Kollegen, die schon mit Borderline-Patienten arbeiten oder aber ihre Vorurteile und Scheu überwinden möchten. Auch Heilpraktiker für Psychotherapie können Menschen mit einer BPS helfen, sich besser im Leben zurechtzufinden.

Wir freuen uns auf diesen Tag!

Dr. Werner Weishaupt
(Präsident des VFP)
Heidi Kolboske (Assistentin im VFP)


Vortrag 1
Achterbahn der Gefühle – ist das etwa Borderline? Borderline-Störungen verstehen, erkennen und behandeln!

Borderline Persönlichkeiten leben in Extremen, was häufig eine enorme Herausforderung an sich selbst und ihr persönliches Umfeld bedeutet. Welche Extreme das sind, wie sie eingeordnet werden müssen und mit welchen Behandlungsmethoden man diese lange Zeit als unbehandelbar eingestufte psychische Besonderheit therapieren kann ist Gegenstand dieses Vortrags - wie auch die Erkenntnis, dass es durchaus schwieriger, aber auch umso faszinierender ist, statt eines Kleinwagens einen Rennwagen zu fahren.

Dr. Natali Kirstein Leitende Oberärztin in den Sana Kliniken Duisburg. Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin, DBT-Therapeutin, aktives Mitglied bei MEZIS e.V.


Vortrag 2
Vom Syndrom zur Diagnose

Das klinische Erscheinungsbild der Borderline Persönlichkeitsstörung ist so komplex wie kaum ein anderes im Kapitel F6 der ICD 10. Differenzialdiagnostisch kommen auch andere Störungsbilder oder psychische Erkrankungen in Betracht. Die Betroffenen genau und respektvoll zu explorieren, abzuwägen und die richtigen Schlüsse zu ziehen liegt in der besonderen Verantwortung der Diagnostik. So mag zum Beispiel „Selbstverletzung“ ein deutlicher Hinweis sein für die Diagnose, aber nicht alle Borderliner verletzen sich selbst, und nicht alle Selbstverletzer sind Borderliner. In diesem Vortrag erfahren wir einiges über Erscheinungsbilder und Diagnosestellung einer BPS.

Dr. med. Torsten GrüttertDr. med. Torsten Grüttert

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Leitender Oberarzt im Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf für Psychiatrie, psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Krefeld


Workshop 1
Der Borderline-Parcours

Was passiert mit Ihnen, wenn Sie das Wort: Borderline Persönlichkeitsstörung hören? Achten Sie bitte einmal auf Ihre Reaktion auf die Frage.

Viele von uns haben ein diffuses „Wissen“, eher eine Meinung zu dieser Diagnose. Wenige von uns haben wirkliche Erfahrungen mit Menschen mit einer BPS. Wie kann ein Mensch mit dieser Diagnose seine Umwelt wahrnehmen?

Dieser Borderline Parcours wurde von Kai Lantermann entwickelt und wird von Sabine Thiel in unterschiedlichen Variationen angeboten. Der Weg durch diesen Parcours soll unter „Laborbedingungen“ einen möglichen Teil des Empfindens und täglichen Erlebens eines Menschen mit einer BPS, nachfühlbar machen. Es soll helfen, mehr Verständnis durch Selbsterfahrung aufzubauen.


Workshop 2
Side by Side: Das Trialogische Borderline Spiel mit unerwarteten Wendungen, Informationen, Perspektivenwechsel und der allgemeinen Frage: Wie viel Borderliner steckt in Dir?

Dieses Spiel verdeutlicht auf eine unbefangene Art: Therapeuten sind auch nur Menschen! Hier darf und soll auch gelacht werden! Der Borderliner wird auf einmal zum Therapeuten seines Therapeuten, der sich von seinem Patienten behandeln lässt. Hier kann und soll auch gelacht werden!

Sabine ThielSabine Thiel

Heilpraktikerin für Psychotherapie,
Schwerpunkt Borderline-Persönlichkeitsstörung

Fotos: fotolia©Photographee.eu