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Nachlese: 57. Psychotherapie-Symposium

FP 0619 komplett app Page60 Image1Krisen und Ausnahmesituationen: erlaubnisfreie und therapeutische Begleitung von Menschen am Limit! Diese überaus wichtige Thematik war der Aufhänger des sehr gut besuchten Symposiums in Ulm. Informationen, Aufklärung und Lösungsansätze boten 19 unterschiedliche Themenblöcke. Mit Krisenintervention werden Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologische Berater (m/w) immer wieder konfrontiert. Menschen in Krisensituationen sind omnipräsent und für einen Menschen in der Krise ist eine Krise, was er als eine solche empfindet.

Eine Krise ist ein außergewöhnlicher Zustand für einen Menschen, der bestimmte Erlebnisse durchmachen muss oder Veränderungen, welcher Art auch immer, erfährt. Diese werden als so belastend empfunden, dass ein herkömmlicher Tagesablauf nicht mehr zu bewältigen ist. Dabei ist es außerordentlich unterschiedlich, welcher Mensch wie auf was reagiert. Krisensituationen können also unterschiedlichste Ursachen haben. Wer bestimmt denn, dass der Tod des über alles geliebten Goldhamsters als weniger schlimm erachtet werden muss als z.B. der Verlust eines wirtschaftlichen Vermögens. Die unterschiedliche Verletzlichkeit des Individuums spielt hierbei eine große Rolle.

Je nach Persönlichkeitsstruktur kann eine solche Krise zu mehr oder weniger heftigen psychischen Reaktionen bis hin zu störungshaften oder krankheitsähnlichen Zuständen führen. Dabei bleibt keine Gesellschaftsschicht verschont und oft ist die Inanspruchnahme professioneller Hilfe geboten, wenn sich eine Lebenssituation von nun auf jetzt ändert. Ob in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz, ob in der Schule, im Verein, ob durch Verlust oder krankheitsbedingt: Krisenintervention wird dann notwendig, wenn sich ein Individuum nicht mehr selbst an den eigenen Haaren aus dem Sumpf der durch die Umstände entstandenen Gedanken und Gefühle herausziehen kann.

Viele Menschen machen im Lauf ihres Lebens einmal Erfahrungen mit schweren Krankheiten, Verlusten und Trennungen, oder z.B. auch Gewalteinwirkungen oder Flucht. Jeder Einzelne hat individuelle Strategien, dieses Erleben zu bewältigen, zu integrieren, doch wer trotz aller Versuche, das Erlittene zu verarbeiten, immer wieder scheitert, gerät in eine solche Krise. Von der Krise sprechen wir dann, wenn aufgrund der psychischen Belastung das Leben als solches kaum mehr als erträglich empfunden werden kann. Ein emotionaler Ausnahmezustand ist erreicht.

Auch außerhalb der Heilkunde gibt es für Heilpraktiker für Psychotherapie ein nicht zu unterschätzendes Betätigungsfeld, das ebenso dem Psychologischen Berater offensteht:

Als Mobbing- oder Burnoutberater, in der Sterbe- und Trauerbegleitung, der Paarberatung, ob als Gesundheitsberater oder Liebeskummercoach (immer m/w), der Bedarf ist da und in einem professionellen Setting kann ein hilfreiches Gespräch Betroffene enorm unterstützen und entlasten. Im therapeutischen wie beratenden Kontext ist es möglich, einem sich in einer Krise befindlichen Menschen wertvolle Taktiken und Strategien anzubieten, die genau auf die Bedürfnisse und den Leidensgrad der jeweiligen Persönlichkeit zugeschnitten sind. Einfühlsames Vorgehen und ein großes Maß an Empathie sind hierbei Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung der Krisenintervention. Psychologische Berater und Heilpraktiker für Psychotherapie verfügen in aller Regel über beides und sind von daher ideale Ansprechpartner für Menschen in einer Ausnahmesituation.

Die Bewältigung der Krise ist abhängig von den jeweiligen Stärken und sozialen Bindungen eines jeden Menschen. Ein positiver Rückhalt, die Fähigkeit, Probleme anzugehen und zu lösen, sowie eine gesunde Portion Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Gewissheit, dass die Möglichkeit besteht, die Krise auch wirklich zu überwinden, erhöhen die Gewähr einer zeitlichen Verkürzung der Krise. Die Aufgabe des Therapeuten oder Beraters besteht darin, auf diese Dinge aufmerksam zu machen und sie somit zurück in das Bewusstsein der sich in einer Krise befindlichen Person zu rücken. Dabei ist es unbedingt wichtig, die Krise auch als solche zu würdigen. Sätze wie „Ach, das wird schon wieder“ oder „Ist doch gar nicht so schlimm“ helfen niemandem, der sich in einer Krise befindet. Und wenn es sich „nur“ um den Tod des Goldhamsters handelt: Der Betroffene möchte ernst genommen werden in seiner Notsituation.

Dieses Symposium informierte über Paare, die durch den Zerstörer Eifersucht in eine Krise geraten sind, das Immunsystem der Seele und wie man es stärken kann. Wir erfuhren über die heilende Kraft der Berührung und der vedischen Lehre in Krisensituationen, kognitive Herangehensweisen und das innere Kind als Krisenbewältiger. Ebenso wurde Resilienz- und Ressourcenarbeit durch Klang vorgestellt und auf welche Weise Systemische Hypnose in einer Krise hilfreich eingesetzt werden kann. Und auch Suizidalität und wie wir als Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologische Berater damit umgehen, war Thema. Und nicht zuletzt wurde die Telefonseelsorge Ulm vorgestellt, die sehr häufig die erste Anlaufstelle für Menschen in einer Krisensituation darstellt und deren Arbeit auf ehrenamtlicher Basis von unschätzbarer Bedeutung und Wichtigkeit für die Gesellschaft ist.

Der VFP bedankt sich ausdrücklich noch einmal bei allen Dozentinnen und Dozenten für das Gelingen des Symposiums mit dieser schwerwiegenden Thematik sowie bei der Studienleiterin Frau Klenk für ihre wunderbare Gastfreundschaft.

Ausblick: Das nächste Symposium findet vom 24. bis 26. April 2020 in Hamburg statt und befasst sich mit der Thematik rund um Psychosomatik und somatoforme Beschwerden.

Heidi KolboskeHeidi Kolboske
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Supervisorin (VFP)

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