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Wege zur Vision


Ich habe lange gezögert zum Thema „Visionen für Deutschland“ etwas zu schreiben. Als jemand aus der älteren Generation sind mir Gedanken durch den Kopf gegangen wie „Wer eine Vision hat, soll zum Psychiater gehen“ (Helmut Schmidt), „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ (Sprichwort) und so weiter. Und, wenn ich sehe, was aktuell verbreitet wird, stellt sich mir die Frage „Wer bitte soll – bei all den permanent auf uns einprasselnden Panikmeldungen – eine positive Vision für sich entwickeln?“ „Ausgerichtet auf Frieden, Liebe, Harmonie und den natürlichen Umgang mit unserer Erde …“

Eine Vision zu entwickeln, kann jeder lernen, auch wenn es in der „Regelschule“ nicht unterrichtet wird. Aus diesen Gedanken heraus hat sich ein kleines Inhaltsverzeichnis für diesen Artikel entwickelt:

  • Ausgangspunkt/Standortbestimmung
  • Wege/unbekannte leichte oder bekannte steinige
  • Vision/Offenbarung oder Hirngespinst

Dann packte mich die Frage: „Was führt zu einer Vision?“

In indigenen Kulturen wird Menschen, die Visionen haben, ein Platz im Vertrauenskreis der vom Volk gewählten Führung gegeben. Sie sind hoch geachtet! Unabhängig ob es sich um ein Dorf, einen Stamm oder ein Volk handelt. Sowohl diese Menschen als auch deren Kulturen werden in „modernen“ Führungsebenen als rückständig bezeichnet. Wohlgemerkt von Führungskräften, die jetzt eine Klimakatastrophe abwenden wollen, die sie durch ihre Entscheidungen selbst herbeigeführt haben.

Denn die indigenen – scheinbar rückständigen – Kulturen weisen schon seit Jahrzehnten darauf hin, dass der Raubbau, den wir an der Erde vollziehen, zu einer Katastrophe führen wird. Waren also die Visionäre der rückständigen Kulturen die fortschrittlichen Menschen und die Macher der modernen Führungsebenen einfach nur ignorant? Eine Frage, die sicher an anderer Stelle beantwortet wird.

Der Ausgangspunkt

Als Ausgangspunkt, den Weg zu einer Vision zu gehen, dient häufig ein tiefer, aus dem Herzen kommender Veränderungswunsch: Man ist/hat

  • eine wenig zufriedenstellende persönliche Lebenssituation
  • Angst erzeugende Nachrichten
  • aus einem alten erlernten Verhalten entwachsen
  • neue Erfahrungen
  • alte Befürchtungen
  • aus persönlichen Emotionen „erwachsen“

All diese Ausgangspunkte haben einen gemeinsamen Nenner: Sie kommen aus einem Problembewusstsein. Aus diesem Bewusstsein zu einer Vision zu kommen, halte ich für eher herausfordernd, also für den steinigen Weg.

Der leichtere Weg ist ein scheinbar aus einem inneren Bedürfnis kommender Prozess, der zu einer Vision führt. Es ist der in unserer Gesellschaft unübliche, fast sogar unterdrückte Weg. Dieser Prozess entspringt in der Regel aus einer inneren Ruhe. Die ernsthafte Entscheidung für diese Ruhe geht dem voraus. Das stets geschäftige Tagesbewusstsein als Ausgangspunkt zu nehmen, führt in einen vorhandenen Kreislauf zurück.

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Albert Einstein

Eine Vision kommt auch weniger aus dem Denken, als vielmehr aus dem Bewusstsein. Genau wie die sog. Geistesblitze. Eine wirkliche Vision kann, nach meiner Erfahrung, nur aus einer entspannten, inneren Ruhe kommen – und ist innerhalb eines bestimmten Zeitraumes umsetzbar, erlebbar! Alles andere kann als Hirngespinst, Illusion, Flausen im Kopf oder Fantasiegebilde bezeichnet werden. Was also führt zu einer Vision?

Der Weg

Dass eine Vision sich in einem Menschen öffnen kann, setzt die Öffnung des Menschen für die Vision voraus. Ein scheinbares Paradox? Um es bildhaft zu verdeutlichen: Erst wenn ich die Hand öffne, kann etwas hineingelegt werden. Dieses Öffnen für eine Vision findet auf der geistig-mentalen Ebene statt. Die Ablenkungen des Alltags sind da eher störend. Erleichternd wirken kann

  • eine tiefe Versenkung in ... (z. B. ein geliebtes Tun)
  • inneres Wissen und Handeln in Einheit mit der Natur ...

um nur zwei Auslöser für Visionen anzuführen.

Tatsächlich sind wir alle täglich mindestens einmal in diesem „offenen“ Zustand, ohne ihn zu beachten. Viele kennen dieses Phänomen, das entweder morgens beim Aufwachen oder abends beim Einschlafen auftauchen kann: Man hat z. B. morgens beim Wachwerden eine zündende Idee oder die Lösung für ein Problem – dann Morgentoilette, Frühstück – und die Idee ist weg. Dieser Zustand wird häufig auch als Alpha-Zustand bezeichnet. Dieser kann mit ein bisschen Übung immer wieder erreicht werden.

Auch die erwähnte innere Ruhe kann jeder in sich selbst hervorrufen. Dabei entwickelt jeder in seiner Weise ein entsprechendes Verhalten. Einer (immer m/w/d) geht Joggen oder Spazieren, andere zum Yoga, wieder andere schreiben, singen, malen oder werkeln ... jeder macht das, was ihm Ruhe bringt.

Wir sehen, innere Ruhe bedeutet alles andere als Nichtstun. Es gibt viele individuelle Wege in diese Ruhe. Es will nur geübt werden. Täglich eine halbe Stunde ist am Anfang genug. Ungeduld bremst.

In der heutigen Zeit laufen viele Menschen den unterschiedlichsten Ablenkungen nach. Sie gehen mit dem Handy vor der Nase durch den Wald oder unterhalten sich über das Smartphone („elektronisches“ Brett vor dem Kopf) mit dem Freund, der neben ihnen sitzt. Ist das eigenartig? Krank? Oder vielleicht konditionierte Abhängigkeit?

Visionen finden über diesen Weg sicher nicht zum Menschen. Dieses Verhalten abzulegen ist am Anfang schwer. Was daraus folgt, ist ungewohnt. Für manche folgt daraus die Erkenntnis, dass sie mit sich selbst gar nichts mehr anfangen können und noch weniger mit persönlichen Kontakten. Schade!

Zurück zum Weg zur Vision. In die innere Ruhe zu gehen oder zu kommen, ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Vision. Sich mit dieser inneren Ruhe wieder vertraut zu machen, ist ein nächster Schritt. Vertrauen zu finden, dass die Vision zum richtigen Zeitpunkt auftaucht, ist ein weiterer. Alles, was danach kommt: Gelassenheit, innere Freude etc. entwickelt sich – mit Sicherheit!

Die Vision

Ob es Offenbarung oder Hirngespinst wird, hängt von jedem selbst ab. Die aufgezählten Schritte sind allgemein grundlegende, um eine Vision in sich selbst wachsen zu lassen.

Eine Vision ist im Grunde leicht erkennbar:

  • Es besteht eine unverrückbare innere Gewissheit.
  • Es gibt zeitgleich ein unbeirrbares inneres Ja.
  • Und die Vision verbindet sich ziemlich schnell mit einer tiefen Freude über die Konsequenzen der Vision.

Denn die Vision ist in der Regel der Beginn von etwas Größerem. Wie es Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ so schön ausdrückte:

„… Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. ...“

Die beschriebenen grundlegenden Informationen für den Weg zu einer Vision gelten im kleinen privaten menschlichen Umfeld wie auch in großen Zusammenhängen (Firma, Gesellschaft, Land). Das setzt weitere Kenntnisse voraus. Ähnlich wie ein Architekt Kenntnisse über Standort, Baugrund, Statik usw. erworben hat, können auch für größere visionäre Zusammenhänge erweiterte Kenntnisse erworben werden. Diese Kenntnisse sind hilfreich, um ein neues Gesellschaftsgebilde auf die Beine zu stellen.

Dafür gilt jedoch eine Regel der Informationspolitik: „Information unterliegt einer Holpflicht“! Anders ausgedrückt: Ein Interessent muss die Informationen wollen! Informationen - „Ausgerichtet auf Frieden, Liebe, Harmonie, den natürlichen Umgang mit der Erde …“

Zurück zur Vision

Damit sich eine Vision in größeren Zusammenhängen manifestieren kann, braucht es eine etwas differenziertere Herangehensweise. Es müssen ein paar weitere Grundregeln berücksichtigt sein. Eine der wichtigsten ist, alle potenziell Betroffenen auf angstfreie, positive Art miteinzubeziehen. Das kann, wenn ich in die innere Stille gehe, durch die klare Absichtserklärung „Zum Wohle aller“ erfolgen.

Die angestrebte Vision sollte auf etwas Größeres als die eigenen Wünsche oder die eigene Komfortzone ausgerichtet sein. Sie berücksichtigt, dass bereichernde Vielfalt aus den Unterschieden entsteht, dass Gleichmacherei zu Eintönigkeit und zu große Unterschiede zu Stress oder Unverständnis führen kann. Es kommt im Ergebnis auf ein ausgewogenes Gleichgewicht an.

Das Spannende ist auch hier, sich zu öffnen für etwas Neues, Unbekanntes. Dieses Einlassen auf das potenziell Unbekannte macht vielen Menschen Angst, denn sie wollen das „Unbekannte“ kontrollieren, bevor es da ist. Vertrauen ist hier die Grundlage, dass sich der Weg zur Vision öffnen kann.

Die bewusste Entscheidung, zu vertrauen, will auch geübt werden. Empfehlenswert ist, „im Kleinen“ zu beginnen: bei sich selbst – ganz banal. Ich nehme mir etwas vor und setze es bis zum gewünschten Ergebnis um. Wenn ich das oft genug praktiziere, habe ich auch einen wichtigen Grundstein für das Vertrauen gelegt. Ich habe mir „Selbst“-Vertrauen erworben. Anders ausgedrückt: Ich habe durch mein Tun gelernt, dass ich mir vertrauen kann.

Wo ist da die Verbindung zu einer Vision?

Ich habe mir mit meinem Tun auch einen inneren Bezugspunkt erworben. Sobald ich mir selbst vertraue, kann ich eine andere Einschätzung für äußere Geschehnisse vornehmen. „Wankelmut“ wird ersetzt durch Entscheidungskraft. Das wiederum hilft in die innere Ruhe zu kommen – und die Tür für eine Vision „zum Wohle aller“ zu öffnen. Es wird sichtbar, das Thema „Vision“ kann sehr vielschichtig und komplex werden. Deshalb ist es wichtig, mit kleinen Schritten zu beginnen. Interessanterweise sind es diese kleinen Schritte über die eine große Vision realisiert werden kann. Um noch mal Albert Einstein anzuführen:

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“

Wenn ich mir also vorstellen kann, dass viele Menschen in diesen größeren Zusammenhängen (Firma, Gesellschaft, Land etc.) diese kleinen Schritte ausgerichtet auf „Frieden, Liebe, (Rede-)Freiheit, Harmonie, natürlichen Umgang mit unserer Erde ...“ nachvollziehen oder ihnen zustimmen können, ist ein Weg zu einer Vision für diese größeren Zusammenhänge offen.

Die einzelnen Schritte können individuell unterschiedlich sein. Das schützt vor Eintönigkeit und ermöglicht Vielfalt – weg von anerzogenem militärischen Gehorsam, zurück in die Balance. Deutschland könnte z. B. wieder ein Land der kreativen Dichter oder genialen Handwerker und souveränen Denker werden. Das Potenzial, sich aus Abhängigkeiten zu lösen, ist vorhanden.

Schauen Sie in Ihren Spiegel und vertrauen Sie sich einfach selbst.

Helmut Ernst Konrad
Heilpraktiker für Psychotherapie, Coach

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