Einsatz der Fünf-Elemente-Lehre in der Psychotherapie
Geschichtlicher Hintergrund der fünf Wandlungsphasen
Die chinesische Medizin entwickelte sich im Laufe der Jahrtausende über genaues Beobachten und beschreibt natürliche Rhythmen. Die Natur wird als interaktive Kraft verstanden, die alle Prozesse des Lebens zu einem sinnvollen Ganzen formt.
Nichts wird in dieser Philosophie isoliert gesehen, sondern immer in Wechselwirkung mit und in Abhängigkeit von anderen Faktoren. Dieses Weltbild vermittelt den Zusammenhang zwischen Mensch und Kosmos, den Jahreszeiten und körperlichen Zuordnungen.
Die fünf Elemente wirken in einem Zyklus, in dem jedes Element vom anderen abhängig ist
So, wie die Natur ihren Wandel durchläuft, durchlaufen wir Menschen im Inneren diesen Zyklus. Der Mensch besitzt alle Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die Qualitäten jedes Elements sind zu jeder Zeit gegenwärtig und lebensnotwendig.
Jedem Element werden in der chinesischen Medizin zwei oder vier Meridiane zugeordnet. Meridiane sind Leitbahnen, in denen die Lebensenergie zirkuliert. Ich stelle mir einen Meridian als Flussbett vor, in dem das Wasser ungehindert fließen kann. Ist das Flussbett verschüttet, wird das Wasser am Weiterfließen gehindert und staut sich. In der chinesischen Medizin entspricht dieser Stau dem Auftreten von Krankheiten.
In der TCM fließt in den Meridianen natürlich kein Wasser, sondern Oi-Energie, die Lebensenergie. Innerhalb von 24 Stunden zirkuliert das Qi durch alle Meridiane, das bedeutet, dass die Energie ca. 2 Stunden benötigt, um jeden Meridian zu durchfluten. Da die Meridiane den Elementen zugeordnet sind, heißt das auch, dass wir im Laufe eines Tages alle Elemente und ihre Qualitäten durchlaufen.
Obwohl die Meridiane ihren Namen von Körperorganen beziehen, sind sie nicht ausschließlich für diese zuständig. Lediglich 20 % der Energie versorgt das Organ direkt, die restlichen 80 % verteilen sich auf die zugehörigen Strukturen.
In der freien Psychotherapie nutzen wir dieses Wissen z. B. in der energetischen Psychotherapie, in der man spezifische Akupunkturpunkte sanft stimuliert, um den Energiefluss anzuregen. Dadurch erreichen wir eine dynamische Beeinflussung und Harmonisierung der Körperenergie. Sanftes Beklopfen der spezifischen Akupunkturpunkte, während der Patient über sein Thema nachdenkt, kann energetische Blockierungen aufheben und eine neue Sicht auf die Probleme ermöglichen.
Die folgenden Tabellen geben erste Hinweise über die fünf Elemente und deren assoziierte Themen.
Feuer: Dünndarm und Herz; hier erreicht die Energie einen maximalen Aktivitätszustand, löst sich auf oder geht in eine Ruhephase über.
Erde: Milz, Pankreas und Magen; hier herrschen Ausgeglichenheit und Neutralität.
Metall: Lunge und Dickdarm; stehen für Konzentration und Zentrierung.
Wasser: Niere und Blase; repräsentieren maximale Ruhe, die sich wieder in Richtung Aktivität entwickelt.
Holz: Gallenblase und Leber; werden in der TCM mit aktiven Funktionen wie Wachstum und Expansion assoziiert.
Alle Elemente beeinflussen sich gegenseitig und gewährleisten so, dass der Körper seine Homöostase aufrechterhalten kann.
Über die Arbeit mit den fünf Elementen wird der Mensch in seiner Gesamtheit erfasst.
Gerade in der heutigen Zeit fühlen sich viele Menschen losgelöst von sämtlichen Prozessen. Wie beruhigend wirken da die ganzheitlichen Lösungsvorschläge.
Zahlreiche Patienten erzählen, dass sie während der gemeinsamen Arbeit zum ersten Mal wieder bewusst wahrgenommen haben, dass ihre Probleme nicht für immer da sind. Wir sind nicht allem ausgeliefert. Es gibt sicher scheinbar ausweglose Probleme, aber wir entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen und wie wir sie bewerten.
Literatur
- Heinz, Stephan: Energielehre, BoD Verlag Heinz, Stephan: Antike Akupressur, BoD Verlag
Stephan Heinz
Heilpraktiker für Psychotherapie, Ergotherapeut, begleitender Kinesiologe