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Vorwürfe gegen approbierte Trauma-Therapeutinnen entkräftet

Auf unseren Hinweis auf den SPIEGEL-Artikel in Heft 11 / 2023 , in dem von den Verfassern schwere Vorwürfe gegen namhafte ärztliche und psychologische Psychotherapeuten im Umgang mit traumatisierten Patientinnen erhoben wurden, sie hätten in langwierigen – von den Krankenkassen bezahlten – Therapien den Patienten fälschlicherweise suggeriert, dass sie Opfer satanischer Rituale geworden seien, haben wir eine Reihe von aufschreckenden Reaktionen erhalten. Diese lassen den Bericht im Spiegel doch in einem anderen Licht erscheinen:

Denn inzwischen gibt es zahlreiche Stellungnahmen von Fachverbänden z.B.

https://www.bundeskoordinierung.de/de/article/554.gemeinsame-stellungnahme-zur-diskussion-um-organisierte-sexualisierte-und-oder-rituelle.html

die die einseitige und diffamierende Berichterstattung des Spiegel kritisieren, der einem ganzen Berufsstand unterstellt, absichtlich Patientinnen und Patienten falsche Erinnerungen einzureden. Auch die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat in differenzierter Weise Stellung genommen

https://www.aufarbeitungskommission.de/service-presse/presse/pressemitteilungen/stellungnahme-zur-pauschalen-infragestellung-von-betroffenen-sexuellen-kindesmissbrauchs-in-organisierten-und-rituellen-strukturen/

Der Schweizer Verein „Cara“, eine Interessenvereinigung zur Aufklärung und Vernetzung gegen organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt, gibt durch ein Zitat von Kofi Anan, dem ehemaligen Generalsekretär der UN, einen wichtigen Hinweis: «Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit.»

Mit anderen Worten gesagt:

«Es ist sehr verlockend, sich auf die Seite des Täters zu stellen. Der Täter will nur, dass der Zuschauer nichts tut. Er appelliert an den allgemeinen Wunsch, nichts Böses zu sehen, zu hören und zu sagen. Das Opfer hingegen bittet den Umstehenden, die Last des Schmerzes zu teilen. Das Opfer verlangt, dass man handelt, sich engagiert und sich erinnert.»

Da inzwischen auch die ersten Psychotherapeutenkammern Untersuchungen eingeleitet haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass sich die vom Spiegel beschuldigten Psychotherapeutinnen nichts zuschulden kommen lassen haben, darf man die Frage stellen, wessen Interessen die Spiegel-Autoren mit ihrem Artikel eigentlich verfolgt haben.

Und selbstkritisch stellen wir fest, dass wir den Spiegel in Newsletter Nr. 4/23 zu früh und deshalb zu einseitig zitiert haben, obwohl es doch generell unser Ziel ist, ausgewogen zu berichten.

Die Zahlen, die die Unabhängige Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus jetzt gemeinsam mit dem Leiter des Bundeskriminalamts in ihrem Jahresbericht bekanntgegeben hat, zeigen jedenfalls die nach wie vor erschreckende Dimension des Themas: Die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch sind im vergangenen Jahr 2022 gegenüber 2021 auf dem gleichen Niveau geblieben. Erfasst wurden laut der heute veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik 15.520 Fälle. 2021 waren es 15.507 Fälle gewesen.

„Wenn in Deutschland noch immer jeden Tag 48 Kinder Opfer sexueller Gewalt werden, können wir mit stagnierenden Fallzahlen nicht zufrieden sein. Sie bedeuten ein gleichbleibend hohes Leid für wehrlose kindliche Opfer“, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, bei der Vorstellung der Statistik. (Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/143417/Missbrauchsbeauftragte-fordert-mehr-Schutz-von-Kindern-vor-sexueller-Gewalt-im-Internet?rt=1679a4ff7311c78532feb3c32ad70095">)

Stand: 07.06.2023