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Erste Hilfe für die Seele

panik suizidStabile Seitenlage und 112 wählen kann fast jeder. Doch wie leiste ich jemandem Erste Hilfe, der Suizidgedanken hat oder eine Panikattacke? In Deutschland gibt es künftig Kurse, die das lehren.(...)

Erst seit Beginn dieses Jahres gibt es solche Ersthelferkurse für psychische Probleme in Deutschland. Das Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim hat dafür das Projekt “Mental Health First Aid“ (MHFA) [1]aus Australien nach Baden-Württemberg geholt und will es künftig auf Bundesebene ausweiten [2]. (...)
Angelehnt an reguläre Erste-Hilfe-Kurse lernen die Teilnehmenden an vier Tagen in dreistündigen Workshops, auf Notfälle zu reagieren und seelische Wunden zu versorgen. Dazu gehören Grundlagen wie: Woran genau lassen sich Depressionen, Angsterkrankungen oder Psychosen erkennen? Wie verhalten sich Suizidgefährdete? Was macht eine Sucht aus?
Zugleich lernen die Teilnehmenden eine Art stabile Seitenlage für die Psyche: In Rollenspielen üben sie, wie sie darauf reagieren können, wenn jemand in ihrem Umfeld Wahnvorstellungen hat oder Stimmen hört. Was zu tun ist, wenn ein Mensch in eine Panikattacke gerät. Wie sie einer Person mit Suizidgedanken Halt geben können.
Die Nachfrage nach dem Angebot ist auch hierzulande groß: Seit einem halben Jahr laufen bereits Pilotkurse, die unter anderem von großen Firmen und Behörden für deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebucht wurden. Stetig kommen neue Anfragen. Erst im Oktober gingen die Veranstalter mit ihrem Angebot an die Öffentlichkeit – schon innerhalb weniger Stunden waren die ersten offiziellen Kurse ausgebucht, mehrere Dutzend Anfragen per E-Mail und Telefon gingen ein. Um auch unter Pandemiebedingungen schulen zu können, soll es bald Onlinekurse geben. (...)
Mitunter besteht diese Hilfe allein darin, den Weg zu einer professionellen Behandlung zu ebnen. Betrachtet man einen Zeitraum von einem Jahr, leiden im Durchschnitt 27,7 Prozent der Erwachsenen in Deutschland an einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung wie etwa einer Depression, einer Angsterkrankung oder Sucht. Das ergab eine bundesweite, repräsentative Studie aus dem Jahr 2014 [3]. Nicht einmal die Hälfte von ihnen, manchmal nur jeder Zehnte, nimmt dann die Hilfe etwa von Beratungsstellen, Therapeutinnen oder Ärzten in Anspruch. Die Scham ist oft zu groß, gleichzeitig wissen viele einfach nicht, wohin sie sich wenden sollen.

Zum Artikel
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/mhfa-kurse-wie-das-umfeld-psychisch-kranke-menschen-unterstuetzen-kann-a-58f2bf57-aa85-40ed-982a-37ee3588bbd1#

Links:
[1] https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/erste-hilfe-kurse-fuer-die-psyche-seelische-wundversorgung-a-1165370.html
[2] https://www.mhfa-ersthelfer.de/de/
[3] https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00115-013-3961-y