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Schamanistische Traditionen im Umgang mit den Inneren Bildern

Text: Bernd Uhde Psychologischer Berater, Eilenburg

Schamanistische Traditionen im Umgang mit den Inneren Bildern - unter besonderer Beachtung von Magie

Die alten Weisheiten
Wer um die Gewohnheiten von Vögeln und Tieren weiß, Wer sie durch Lied und Ruf unterscheiden kann, Wer das quecksiberhelle Leben in den Bächen kennt, Den Lauf, den die Sterne über den Himmel nehmen, hat vielleicht niemals zu einem Buch gegriffen, doch er teilt die Weisheit mit der Unendlichkeit ... Wer mit empfindsamer, gewandter Hand an jedem Holzwerk arbeitet, der wird den Regen, das Sonnenlicht, den Sternenschein und den Tau aufnehmen Die in das Werden seiner Maserung Eingang fanden. Wer Tag für Tag die Wohlgerüche des Waldes einatmet, Der sollte groß und aufrecht, rein und gut werden. Wer Gesellschaft in den Steinen und Zufriedenheit In der Berührung von Ranke und Blatt findet, Wer vor Freude einen Hügel erklettert und laut ein Lied singt, Wer das Gefühl des Windes liebt, wird keinen Schmerz kennen, Keine Einsamkeit, die jemals zu groß wird, Denn nie wird er ganz verlassen sein ... Wer lange von diesen begleitet wird, hat an jeder alten Weisheit und Philosophie teil.
(Alte walisische Versdichtung)

Einführung
Auf der Grundlage des Beitrags "Unsere Inneren Bilder" möchte ich mit diesem Beitrag beginnen, auf einige spezielle Aspekte näher einzugehen. Naheliegend ist natürlich, mit den Wurzeln der Arbeit mit inneren Bildern zu beginnen, mit der historische Herleitung moderner Bildarbeit. Und so möchte ich mich heute mit der schamanistischen Tradition beschäftigen, einen kurzen Überblick geben über keltisch -
druidische Arbeit mit inneren Bildern. Das Ziel ist, das überlieferte Wissen, ähnlich wie etwa das Wissen der Pflanzenheilkunde, für unsere Arbeit nutzbar zu machen. Wir können druidische Praktiken und Rituale in unserem Alltag nutzen, - verbunden mit der Wiederbesinnung auf die Ganzheitlichkeit dieses Wissens. Vergleichsweise häufig beziehen sich Autoren auf überlieferte Traditionen des Heilens und Beratens aus dem östlichen Bereich (China, Indien usw.); allerdings auch im europäischen Bereich gibt es autochthone Traditionen. Zentraler Schwerpunkt dieses Beitrags ist der keltische Schamanismus; wir wissen je doch, daß in allen schamanistischen Traditionen (Sibirien usw.) ähnliche Zusammenhänge festzustellen sind. Im keltischen Schamanismus verkörpern die Druiden (die "Großen Wissenden") die spezifische Form des Schamanismus. Schamanismus ist dabei natürlich weit mehr, als die Arbeit mit inneren Bildern. Die "medizinischen" Heilverfahren sollen hier jedoch weniger Thema sein, als die psychologischen Aspekte, insbesondere eben die Traditionen im Umgang mit inneren Bildern - und dabei fällt auf, daß gerade der keltische Schamanismus wie die keltische Tradition insgesamt, sehr bildreich ist. Ich habe bei der Erarbeitung des Beitrags allerdings immer wieder gemerkt, daß es gar nicht so einfach ist, sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren ... Exkurse in andere Bereiche haben sich immer wieder eingeschlichen. Das zeigt aber eben auch, daß die einzelnen Elemente des Schamanismus eng miteinander verwoben sind. Wir haben es mit einem Netz von Erkenntnissen, Methoden zu tun, welche ein ganzheitliches System bilden - und gleichsam die spirituelle Lebensgrundlage im kulturellen Kontext der Zeit. Das "Netz" ist dabei ein gutes Bild schamanistischen Wirkens. Schamanismus im allgemeinen und Magie im besonderen beinhalten verschiedene Praktiken, die wir heute in diversen Therapieansätzen wiederfinden; - wesentlicher Unterschied besteht darin, daß sich schamanistische Praktiken in ein spirituelles, weltanschauliches Gesamtsystem, ein ganzheitliches System des Verstehens des Menschen bzw. der gesamtem Natur einordnen. Dieses System, das sich eben v.a. durch Symbolen, Metaphern, Ritualen ausdrückt und vermittelt, verkörpert den gesamten Erkenntnisstand seiner Zeit und macht den Inhalt in der komprimierten Form der Bildersprache faßbar. (Mit rationalen Mittel, das sehen wir in der heutigen Zeit, ist immer nur ein kleiner Ausschnitt faßbar, wir bemühen uns heute trotz größerer Möglichkeiten vergeblich, das Leben als Ganzes - geschweige denn das Universum - zu verstehen ...) Die ganzheitlich-systemische Sichtweise kommt also nicht nur bezüglich des Umgangs mit dem Individuum zum Ausdruck, sondern findet sich auch auf den übergeordneten  Ebenen. Die Kelten sind in ihrer Geschichte geographisch über weite Bereiche gewandert und im Gegensatz zu anderen Völkern haben sie die vorgefundenen Kulturen nicht verdrängt, sondern sind mehr oder weniger verschmolzen, haben das vorgefundene integriert. So kommt es auch, daß das Keltentum keine einheitliche Größe ist, sondern eher ein Oberbegriff, unter dem es in der Geschichte zu einer Gemeinschaft von Kulturen und Völkern kam, was sich in dem mächtigen Symbol des "Runden Tisches" spiegelt, wo sich die Gemeinschaft findet und jedes Mitglied gleichberechtigt ist. Dieses Miteinander rührt wohl v.a. auch her, aus der matrizentrischen Grundlage keltisch-schamanistischer Kultur und Spiritualität; weibliches Miteinander statt des patriarchalen Unterdrückungsprinzips - so ist auch die Rede vom "umarmenden Denken der Schamaninnen". So wie historisch die meisten Kulturen sich von einer matrizentrischen Grundlage aus entwickelt haben und später patriarchale Strukturen annahmen, verhält es sich wohl auch mit dem Bewußtsein - das entwicklungsgeschichtlich ältere Bildbewußtsein ist eher nach den matri-Prinzipien organisiert, während das "rationale" Bewußtsein die patri-Prinzipien spiegelt. Auch diese Funktionsweise macht das Bildbewußtsein für unsere Arbeit so interessant Die Kraft der Vorstellung Ein wichtiger druidischer Lehrsatz lautet: "Gleiche Energie zieht gleiche Energie an". Und mit Merlyn wissen wir: "... und wie wir aus Erfahrung gelernt haben, folgt Handeln dem Denken" Mit Hypnose und ähnlichen Ansätzen kennen wir auch heute Verfahren die nach gleichen Gesetzen bildlicher Vorstellung ablaufen, wie sie auch die Druiden genutzt haben: - Jede bildhafte Vorstellung hat die Tendenz sich zu verwirklichen. - Wenn Wille und Glaube sich feindlich gegenüber stehen, unterliegt der Wille. Wie wir mit dem letzten Punkt erkennen, liegen Glaube und Vorstellung eng beieinander; sie bedingen sich zum Teil gegenseitig. Der Druide Merlyn sagt: "Manche Dinge müssen erst geglaubt werden,
um wahrgenommen zu werden." In der Mehrzahl aller druidischer Aktivitäten werden die inneren Bilder aktiv eingesetzt, d.h. die Bilder müssen gezielt hervorgerufen werden. Dies geschieht dann v.a. im Rahmen magischer Rituale. Allerdings ist der Anfang schon damit getan, daß die Bilder einfach zugelassen werden: "Wenn Du in Verwirrung bist, dann laß alle Gedanken zur Ruhe kommen und erwarte eine Antwort in Form einer Abstraktion." Desweiteren hat der Aspekt des "Inneren Führers" in diesem Zusammenhang große Bedeutung. In der druidischen Tradition gilt der innere Führer als Fenster zum
"Höheren Selbst", als Verbildlichung des Gewissens und somit als Spiegel des Gewissens. Als Merlyn - nach der Überlieferung - seinem Schüler Artus den Kontakt mit dessen Innerem Führer vermittelt, sagt jener zu Artus auch: "Du hast zweifellos vergessen, daß mein Name einst Noath war. Nun, so sei es! Doch halte unter jenem Namen da nach mir Ausschau, wo du mich am meisten zu sehen benötigst, und ich werde dort sein.... Und was meine Gestalt angeht, du wirst sie erkennen, Arthur... du wirst sie erkennen." In ähnlicher Weise dienen Schamanenreisen durch das Aufsuchen der jeweilige Ebenen dazu, Erkenntnisse zu gewinnen, vor allem "Klienten" zu helfen. Schamanen-Reisen mögen ganz unterschiedlich gedeutet und bewertet werden; in der Regel geht es dabei darum, daß sich der Schamane in
Trance versetzt, um sich dann auf die Reise zu dem Zentrum des Wissens, zu den Geistern des Klienten bzw. fremden Mächten, die den Klienten bedrohen, zu begeben. Indem er sich in Trance versetzt,  löst er sich von den Alltagseindrücken, macht seinen Geist frei, verschafft sich insbesondere Zugang zu seiner Intuition (Ebene des Bildbewußtseins) - und kann so, durch die besondere Sichtweise das Wesen des Problems erkennen, ebenso wie die passenden Lösungen und Hilfen. Schamanenreisen sind Reisen zur Anderwelt - und damit über die "Pons Perilis", die gefährliche Brücke ... sie sind das
Wagnis, Kontakt mit den unbekannten und vielleicht dunklen Anteilen aufzunehmen. Ganz direkt an die druidischen Techniken der Vorstellung und Visualisierung knüpfen diverse heutige Methoden an. Wir könne wohl davon ausgehen, daß bei vielen schamanistischen Techniken die gleichen Prinzipien wirken, wie etwa bei Bildvorstellungstechniken, z.B. nach Simonton. Die besondere Bedeutung der Magie
Moderne Psychologie, psychologische Beratung einerseits und Magie andererseits - ist das nicht ein ziemlicher Gegensatz? Zu sehr scheint der Begriff Magie mit "esoterischen Sphären", Okkultismus usw. verwoben - und es mag ja in verschiedenen Theorien tatsächlich so sein. Mit dem Begriff Magie werden heute die verschiedensten Phänomene bezeichnet; wir wollen uns hier auf jenes Verständnis von Magie beziehen, das mutmaßlich auf keltisch-druidische Ursprünge zurückgeht. Die Betrachtung des keltischen Schamanis mus zeigt, daß in der realen Historie das Wirken der Magie eine große Bedeutung hatte, daß es um die Lösung wichtiger Heilund Entwicklungsaufgaben ging - und daß dies nichts mit "übernatürliche Zauberei" o.ä. zu tun hat. Der Druide Merlyn sagt ''.. wahre Magie ist die Kunst und Wissenschaft, den inneren Zustand nach Wunsch zu verändern ... und wie wir aus Erfahrung gelernt haben, folgt Handeln dem Denken." Und: "Ohne persönlichen Bezug kann Magie nicht wirksam werden."
Und noch eine weitere Definition nach W. Gray („Magie - das Praxisbuch der magischen Rituale"): "Im Grunde genommen ist sie das, was sie immer gewesen ist: die entschiedenste Anstrengung des Menschen, aus sich selbst heraus eine tatsächlich funktionierende Beziehung zwischen seinen inneren und seinen äußeren Seinszuständen herzustellen. Der Mensch zeigt durch die Magie, daß er nicht damit zufrieden ist, nur eine Marionette im großen Spiel zu sein, sondern daß er auf eigenes Risiko mitspielen will." Somit wollen wir also Magie verstehen als einen aktiven inneren Prozeß. Die Magie der  keltischen Druiden wird vielfach beschrieben - und vielfach auch verschieden. Allemal waren die Druiden auch Magier - allerdings nicht nur, sie waren auch Priester, Philosophen, Astronomen, Historiker,
Rechtspfleger und Ärzte - dem komplexen Wesen der Natur Rechnung tragend. Ein gemeinsamer Nenner hinsichtlich der Magie besteht darin, daß mit der Magie der natürliche Ablauf (menschlicher) Ereignisse beeinflußt und kontrolliert werden soll. Aus den historischen Überlieferungen wie auch aus erhaltengebliebenen Praktiken magischer Rituale können wir schließen, daß Magie im wesentlichen aus zwei Komponenten besteht: dem gesprochenen Wort, dem "Wort an sich" und den Bilder, insbesondere den Symbolen und den bildlichen Szenarien; wobei das gesprochene Wort neben der suggestiven
Bedeutung der Worte an sich, v.a. auch durch Gleichnisse, Metaphern usw. Bedeutung erlangt. Insgesamt hat Magie wohl in besonderem Maße etwas zu tun mit bewußter Ausnutzung von Prozessen im
Bildbewußtsein, d.h. bewußter Anwendung von Symbolen und vor allem komplexen Motiven. "Es ist dieses Prinzip und diese Fähigkeit des 'sich-in-ein-Symbol- Hineinversetzens', die jede erreichbare' magische Kraft' begründet." [W. Gray] Um mit dem Bildbewußtsein arbeiten zu können, bedarf es der  Fähigkeit das rationale Bewußtsein zu kontrollieren, z.B. Gedankenleere herzustellen - das ist entweder eine bewußtseinsverändernde Maßnahme (Hypnose o.ä.) oder eben ein magische Ritual. Magie ist in diesem Sinne auch ein Werkzeug für den Umgang mit dem Bildbewußtsein. Dazu noch mal W. Gray: "Dieses Verständnis von Magie fördert die Kommunikation zwischen dem ICH und den verschiedenen Teilen des Unbewußten. ... Magie wird dadurch betrieben, daß man einfach Kräfte kanalisiert, die andernfalls brachlägen."  Dementsprechend können wir uns - hier mit dem Autor M. Böckl - die Lehrweise der Druiden vorstellen: Sie vermittelten ihr Wissen mit Hilfe von Bilder aus der irdischen Natur, in der sie real und metaphorisch zugleich die weitreichenden kosmischen Gesetzmäßigkeiten ausgedrückt sahen. Wir finden immer wieder die Unterstützung von Visualisierungen durch Nutzung einer adäquate Umwelt: "InÜbereinstimmungbringen" innerer und äußerer Bilder. - Dies ist gleichsam ein Akt von Magie und dient der Sicherstellung der Wirkung des Inhalts. Magische Orte ("Orte der Kraft") haben einen hohen Stellenwert - es sind die Orte, wo sich die Natur in  spezifischer Weise abbildet, wo ein spezifische Bild -Netz entsteht (> das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile <). Insofern ist Magie auch die Schaffung spezifischer "Bildmischungen" zwecks Verwirklichung bestimmter Ziele - meist durch Rituale realisiert. Ein bewußtes Zusammenspiel innerer und äußerer Aspekte. Magie ist - mit Merlyn - nicht nur die Veränderung des inneren Zustandes, sie ist auch eine Veränderung bzw. eine besondere Form der Wahrnehmung: unvoreingenommene Wahrnehmung und Akzeptanz des Unmöglichen. In der Praxis geht es dabei um das Schärfen der Sinne, um Beobachtung - und was wir in der Natur beobachten sind nicht Begriffe, abstrakte Erklärungen, Definitionen usw., es sind Bilder, bildhafte Eindrücke - Magie/ magische Wahrnehmung steht im Kontrast zum Rationalismus. Igor Warneck stellt in einem Beitrag seinen Weg zur Magie dar: Warneck beschreibt hier, wie er Magie als Kind zunächst ganz natürlich erlebte; als er nach einer Pause Magie neu in den Büchern entdeckte, merkte er, daß er das Wissen nicht in den Büchern finden konnte - und er wandte sich wieder dem Erleben in der Natur zu, dem "grauen Weg" des unendlichen Bewußtseins, dessen Wesen darin besteht, alles was ist, wahrzunehmen und es sein zu lassen; nicht suchen sondern beobachten. In "Das neue Lexikon der Esoterik" finden wir recht interessante Erläuterungen. Zunächst wird Magie mit "Zauberkunst" übersetzt und im Sinne der Lehre von den geheimen Kräften in der Natur, die der Wis sende
beherrschen und benützen kann. Die "natürliche Magie" wird hier als Stufe der Entwicklung der Naturwissenschaft angesehen. Diese natürliche Magie sucht hinter allen Naturerscheinungen zunächst einen
Wesenskern (Weltseele), dann aber ein Gesetz. Dabei unterscheidet man die Magie nach Art ihrer Tätigkeit: Anwendung des Ähnlichkeitsgesetzes, Nutzung fremder Energien und Aktivierung eigener Energien. – Besonders augenfällig dürfte die Bedeutung von Bildern, von bild -  haftem Arbeiten beim ersten Punkt sein; allerdings auch bei Nutzung und Aktivierung von Energien dürfen wir Bilder, Symbole usw. als Vermittler betrachten. Grundlage ist ein magisches Weltbildes, das den Menschen als Teil eines universalen Systems gegenseitiger Abhängigkeit betrachtet. Das steht in Verbindung mit der
Mikrokosmos-Makrokosmos-Lehre. Und im übrigen ist dies eine Aussage, wie sie auch von der modernen Physik und namentlich im bootstrap-Ansatz vertreten wird. Grundlage dieser natürlichen Magie ist offensichtlich ein systemischsynthetischer Ansatz. Diese Art ganzheitlicher Ansätze stehen - und gerade weil sie ursprünglich sind in der Entwicklungsgeschichte der Menschen - mit dem intuitiven Bereichen des Bewußtseins in Verbindung, und damit mit dem Bildbewußtsein. Und so bedient sich ja auch die moderne Physik gern wieder der Bilder, der Metaphern. Wir haben hier - in der systemischen bootstrap-Sichtweise - wohl den Verknüpfungspunkt zwischen westlicher Spiritualität und moderner Naturwissenschaft. Dazu an dieser Stelle ein Exkurs zu der These des holographischen Geistes entsprechend dem "neuen Paradigma" der Wissenschaften, wie es u.a. von dem Systemtheoretiker und Physiker F. Capra vertreten wird. Wir haben es hier sehr wohl mit einer umstrittenen Anschauung zu tun. Wenn jedoch "etwas dran" ist, an dem was von durchaus namhaften Wissenschaftlern vertreten wird, ist es doch eine Erwähnung wert. Der Neuropsychologe Karl H. Pribram sieht Geist (und Gedächtnis) nach dem holographischen Prinzip funktionieren. Dies bezieht sich sowohl auf Hirn-interne Prozesse, als auch auch auf geistige Prozesse höherer Systemebenen. Geist definiert sich dabei nach Capra, als die Dynamik der Selbstorganisation lebender Systeme. Insofern sich hier der Austausch und Verarbeitung von Informationen durch Wellenfronten entsprechend unterschiedlicher Frequenzen, durch Interferenzen realisiert, kann auch von einem gegenseitigen Einwirken zweier Wesen im Sinne von Resonanz, von Entsprechungszusammenhängen ausgegangen werden. So erhält Merlyns Ausspruch von der Kunst und Wissenschaft, das eigenes Innere zu verändern, einen neuen, weiteren Bedeutungsgehalt. So wird nämlich durch das Verändern des eigenen Inneren, des eigenen Wesens, durchaus die Veränderung, Beeinflussung des anderen möglich. Und wir kennen das ja aus der Praxis sowieso , wenn sich Stimmungen des einen, auf den anderen übertragen - nur ist es hier noch weitergehend. Und nicht nur im reinen Geist- Bereich finden wir entsprechende Resonanzen. Dabei darf man davon ausgehen, daß sich die Resonanz nicht auf abstrakte Inhalte, sondern auf emotionale Zustände bezieht; diese emotionalen Zustände sind in Form bildhafter Konstruktionen gespeichert und äußern sich entsprechend. Als einfaches praktisches Beispiel sei die Körpersprache genannt -hierwird regelmäßig ohne Worte beim Gegenüber sehr viel ausgelöst; und es ist aus den Überlieferungen bekannt, daß gerade keltische Druiden und Priesterinnen sehr großen Wert auf ihr Erscheinungsbild legten.
Magie erklärt wie die moderne Physik, die Welt über Verbindungen und Entsprechungen der Erlebnisinhalte untereinander, die demnach wichtiger zu sein scheinen als Einzelgeschehnisse - Entsprechungen,
die sich am ehesten über Bilder (Analogien, Metaphern) erklären. Sehr wohl spielen hier neben dem Bildbewußtsein noch andere Faktoren eine Rolle, aber es handelt sich nicht nur um Arbeit mit dem rationalen Bewußtsein, mit abstrakten Inhalten. Im Praktischen geht es hier um "In-Übereinstimmung-bringen der Vorstellungswelten von Heiler und zu Heilendem" (Resonanz). In diesem Zusammenhang und unter Betonung der Bedeutung von Ritualen hier noch einmal W. Gray: "Das Ritual ist ein Haupt- Instrument der Magie..., so daß berechenbare Ergebnisse erzielt werden können... Heutzutage erweist
der Wissenschaftler dem Ritual gegenüber größeren Respekt als der Magier." "Magische Rituale zeichnen sich nicht in erster Linie durch ihre besondere Methodik aus, sondern durch ihre Ausrichtung und Absicht, die das operative Bewußtsein dabei einnimmt. Magische Rituale sind nur deshalb magisch, weil sie sich so weit von den Einflußsphären des „normalen" Bewußtseins entfernen, das andere menschliche Rituale beherrscht, die zu Alltagshandlungen geworden sind." "Die Bezugsrahmen auf den unterschiedlichen Seinsebenen (Bewußtseinsebenen) sind so anders, daß normalerweise nur eine  symbolische Kommunikation möglich ist. Daher die symbolische Natur der magischen Rituale." Keltisch-druidische Traumarbeit Dieser Teil steht in der keltischdruidischen Tradition wiederum in enger Verbindung zu "Vorstellung" und "Ritual". Dies zumal die Spezifik dieser Traumarbeit (Mondvisionen) in der aktiven Beeinflussung und Kontrolle der Träume liegt. Der "Ritus des Wahrträumens" ist hier
organisiert nach dem Prinzip "Die Lösung ist schon vorhanden", d.h. die Träume werden instruiert, Fragen (ja/nein) werden vorbereitet, Signale für die Antworten vereinbart - einer der folgenden Träume wird dann die Antwort liefern. In einer anderen Variante werden in der realen Welt "Schrittsteine" versteckt, um eine Orientierung im Traum zu ermöglichen Als Hilfsmittel werden diverse pflanzliche Stoffe  verwendet. Symbole - Symbolik - Symbolsystem Gleichwohl es sich in der kelt.-druid. Lehre um ein spezifisches Symbolsystem handelt, können wohl die Prinzipien für den Umgang mit Symbolen generell für alle Arbeiten mit Symbolen gelten, sie haben generelle Bedeutung. Zur (auch erzieherischen) Bedeutung von Symbolkunde meint Manly P. Hall folgendes: In der Welt zu leben, ohne ihren Sinn zu erkennen, ist wie in einer großen Bibliothek umherzuwandern, ohne die Bücher anzufassen. Mir schien immer, daß die Symbolkunde wieder in das System der weltweiten Erziehung aufgenommen werden sollte. Die jungen Leute  werden nicht mehr dazu angehalten, nach den verborgenen, den dynamischen und immerwährenden Wahrheiten zu suchen, die in den Gestalten und Verhaltensweisen der Menschen eingeschlossen sind... Die kelt.-druid. Symbolik fußt auf den "Dreizehn Schätzen der Kymren" - das ist die walisische Fassung, zu der es britische und irische Entsprechungen gibt. Vier Gegenstände / Symbole, die grundlegende philosophische Aspekte spiegeln und zugleich die vier Elemente symbolisieren, haben alle Systeme gemeinsam: Stein - Kessel - Speer - Schwert / Klinge. Diese bilden gleichsam die Grundsymbole, "Elementarwaffen" der Druiden, auch "Insignien der Macht" genannt. Als Archetypen hinterlassen sie auch über den kulturellen Ursprung hinaus bleibende Eindrücke in den "Wasser von Annwn" (dem kollektiven Unbewußten nach C.G. Jung). Darüber hinaus ist es aber letztlich für den Druiden entscheidend wichtig, sein eigenes spezifisches Symbolschema zu haben. "Als Magier sollten Sie darauf hinarbeiten, ihr eigenes Set von "heiligen Höhlen", ihre eigene Sammlung von heiligen Insignien aufzubauen. Das kann kein anderer für Sie tun, und es kann ihnen auch niemand sagen, wie ihre Embleme aussehen sollten.... Persönliche Symbole sind das Werk eines ganzen Lebens - Schlüssel, um Ihre Welt der Magie zu erschließen und mit Macht zu erfüllen!" [D. Monroe] "Die echte Welt der Magie duldet keine Konformität." In diese Richtung läuft auch die Arbeit mit dem Lebensbrett (Yr Gwyddbwyll). Das Lebensbrett ist zunächst ein Schema, auf dem das Universum symbolisch abgebildet wird, der universelle Mikrokosmos. Es werden hier die weltanschaulichen Grundprinzipien gespiegelt – insbesondere die drei Kreise des Seins und die drei Strahlen der Erleuchtung.  Das wirklich entscheidende ist dann aber, daß der Magier seine persönlichen Symbole als magische Objekte der Macht darauf anordnet. Zusammen ergibt die Anordnung ein symbolisches Bild von allem was der Magier ist und zu sein anstrebt. Das Yr Gwyddbwyll bildet symbolische Wahrnehmungswelten in einer bestimmten Reihenfolge ab. Wir  haben hier ein Hilfsmittel, das bei geschickter Handhabung dazu beiträgt, das Leben zu gestalten. Symbole sind auch eine Form der Komprimierung von Information; durch diese Informationskomprimierung ist es dem rationalen Bewußtsein möglich, wesentlich mehr
Informationen zu verarbeiten als es sonst möglich wäre. Symbole sind auch Schlüssel - weil sie von einem Bewußtseinsraum zum nächsten Zutritt verschaffen. Ein zentrales Symbol im System der druidischen Lehre ist das Pentagramm, dessen durchgezogene Linie "am Ende wieder in den Anfang mündet" Wird ein Apfel in bestimmter Weise aufgeschnitten, zeigt sich ein natürlich gewachsenes Pentagramm. Und auf diese Weise wird den Schülern durch die Druiden das Prinzip der druidischen Kosmologie erklärt. Als universelles Symbol steht das Pentagramm sowohl für die weibliche wie auch die männliche Gottheit, erklärt desweiteren aber auch die verschiedenen Dimensionen bis hin zur Verschachtelung der Realitäten. Symbole spielen für die Intuition eine große Rolle, welche im schamanistischen Wirken allgegenwärtig ist. Laut Bertelsmann-Lexi bedeutet: Intuition ...[lateinisch], geistige Anschauung, das schlagartige Erfassen des Erkenntnisgegenstandes im Gegensatz zur partiellen Erkenntnis des diskursiven Denkens. ... In Form der intellektuellen Anschauung gilt die Intuition als höchste Erkenntnis im Deutschen Idealismus von Kant bis Schelling. Totem & Co. und andere Wandlungen Totems, in Form von Tieren oder Pflanzen oder z.B. auch Steinen, "Krafttiere" (Pflanzen) sind symbolhafte Verkörperungen bestimmter Eigenschaften, Charaktere usw. Totems können dann auch die "Inneren Führer" sein, ähnlich wie im Abschnitt "Kraft der Vorstellung" schon beschrieben. Wir gehen dabei davon aus, daß Totems für jeden bereits vorhanden sind, jeder Mensch schon mit gewissen Affinität für bestimmte Wesen geboren wird; wir müssen sie nun entdecken, erforschen und nutzen. Wir finden in der keltisch-druidischen Tradition verschiedene Beschreibungen von Persönlichkeits-Wandlungen und Entwicklungen, die mit bildreichen Ritualen bzw. symbolhaft erfolgen. - Initiationsriten - die Wandlungsstufen Merlyns - die Entwicklung und Prüfung desArthus in den Hohen Suchen. Verwandlungen wie im berühmten Taliesin-Gedicht zielen nicht auf Veränderung der physischen Gestalt sondern die Identifikation mit den entsprechenden Tieren, Pflanzen oder auch Gegenständen - und kennzeichnen dabei eine Phase psychischer Entwicklung und/oder eine Wesensverwandtschaft. Das nachvollziehen der Wandlungen ermöglicht aber auch ein tieferes Verständnis der Natur - wie es aus dem Lehrbuch nie möglich wäre. Symbolhaft beschriebene Wandlungen spie len in der druidischen Tradition häufig eine Rolle, insbesondere bei der Ausbildung und der Initiation zum
Druiden (Lehrer, Meister). So hat auch der Merlyn nach verschiedenen Überlieferungen stets mehrere Wandlungsstufen durchgemacht. Im wesentlichen sind das drei Entwicklungsabschnitte, die sich auch
in gänzlich anderen Beispielen spiritueller Entwicklung wiederfinden: erstens die Herrschaft als König und Anführer, die im Kummer endet; zweitens der Wahnsinn mit dem Leben als wilder Mann in den
Wäldern; drittens die Erleuchtung an der Quelle am Gipfel eines Berges. die Entwicklungen werden jeweils bildreich umschrieben ... auch weil eine abstrakte Beschreibung kaum möglich und vor allem wesentlich länger und damit unverständlich wäre - während sich das bildhaft beschriebene Geschehen intuitiv erschließt. Zur Verdeutlichung der oben beschriebenen Wandlungen und Entwicklungen und als Abschluß des Beitrags hier noch des "Lied des Taliesin":

Lied des Taliesin (Fassung aus dem Book of Pheryllt)
Oberster Barde bin ich bei Elphin
und meine Heimat ist das Land der Sommersterne. Viele haben
mich Merddin genannt,
doch am Ende wird jeder mich Taliesin nennen.
Ich bin ein Hirte gewesen und über die Erde gewandert.
Ich habe auf hundert Inseln geschlafen,
als Gast von hundert Königen.
Ich habe in hundert Städten geweilt.
Ein Jahr und einen Tag lag ich in Fesseln ...
Ich bin ein wilder Bulle und ein fahler Rehbock gewesen.
Ich bin ein Schiff auf dem Meer gewesen.
Ich bin die Gischt auf dem Wasser gewesen.
Ich bin ein Tropfen in der Luft gewesen.
Ich bin hoch wie ein Adler geflogen.
Ich bin ein Baumstumpf auf einer Schaufel gewesen.
Ich bin eine Axt in der Hand gewesen.
Ich bin eine gefleckte Schlange auf einem Hügel gewesen.
Ich bin eine Woge gewesen, die sich am Ufer brach.
Auf einem grenzenlosen Meer ließ ich mich treiben ...
Dann war ich neun Monate lang Klein-Gwion
im Schoß von Kerridwen,
und schließlich war ich Taliesin.
Ich bin beim Thron des Spenders gewesen.
Ich habe hoch auf dem Weißen Hügel gestanden.
Ich war beredt, bevor ich die Gabe der Sprache erhielt.
Ich war Lehrer aller Geistwesen.
Ich habe allein Nimrods Turm erbaut.
Ich bin das Tetragra mmaton.
Ich bin ein Wunder, dessen Ursprung unbekannt ist.
Ich werde bis zum Tag des Jüngsten Gerichtes auf der Erde sein,
und es ist nicht bekannt, ob mein Körper Fleisch oder Fisch ist.
Gelehrter Druide,
ist dies eine Prophezeiung von Arthur?
Oder bin ich es, den sie feiern?